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Immer mehr Sonnencreme-Brühe im Meer vor Mallorca

Ein Kreuzfahrtschiff hatte seinen Pool im Meer vor Mallorca ausgeleert. | Archiv

| Palma, Mallorca |

Es war ein Vorkommnis, das für intensiviertes Naserümpfen sorgte: Vor einigen Wochen wurde vor Mallorca ein Kreuzfahrtschiff dabei beobachtet, wie von ihm aus vor allem mit Sonnencreme verunreinigtes Poolwasser einfach ins Meer abgelassen wurde. Das alles habe sich am 8. Juli ereignet, so das spanische Infrastrukturministerium. Es hätten sich hässliche Ölflecken gebildet. Seit dem Jahr 2010 seien rund um die Balearen sechs solcher Verschmutzungsaktionen gemeldet worden – beobachtet etwa von Schiffen des Seenotrettungsdienstes. Die Dunkelziffer sei aber viel höher.

Es ist unklar, ob sich das jüngste Vorkommnis dieser Art innerhalb oder außerhalb der Zwölf-Seemeilen-Grenze vor der Küste zutrug. Laut dem internationalen Übereinkommen zur Verhütung von Meeresverschmutzung aus dem Jahr 1973 darf ungeklärtes Abwasser – also auch Poolwasser – jenseits dieser Grenze legal ins Meer geleitet werden. Viele Reedereien haben sich jedoch verpflichtet, dies nicht zu tun. An Bord geklärtes Abwasser, das bekanntlich fast Trinkwasserqualität hat, kann sogar bereits drei Seemeilen vor der Küste ins Meer gepumpt werden.

Sonnencremes haben es gehörig in sich. Diese unverzichtbaren Mittel enthielten früher sehr viel Benzophenon-3, auch Oxybenzon genannt. Das ist zwar nach wie vor zugelassen, wegen seiner mutmaßlich hormonähnlichen Wirkung aber zumindest in Europa aus vielen Cremes schon verschwunden. Es ist unter anderem bewiesen, dass sich Benzophenon-3 verheerend auf die bunte Unterwasserwelt der Korallen auswirkt.

Doch Experten geben nach wie vor keine Entwarnung, denn Sonnenmittel enthalten weitere umweltschädliche Stoffe. Besonders scharf kritisiert wird eine Substanz namens Octocrylen. Dabei handelt es sich um einen Stoff, der in vier von fünf europäischen Sonnenschutzprodukten enthalten ist und zur Verhinderung von Hautkrebs Benzophenon-3 als wichtigsten synthetischen UV-Filter in Kosmetika abgelöst hat. Welche genauen Schäden diese Substanz verursacht, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.

Als ökologisch problematisch gilt Octocrylen vor allem deshalb, weil der Stoff wasserunlöslich ist und dort nur schwer abgebaut wird. Deswegen kann er sich in Organismen und an der Meeresoberfläche ungehindert anreichern. Es wird auch gemutmaßt, dass er Organismen am Wachsen hindert.

Die Alarmglocken schrillen angesichts dessen inzwischen besonders laut in Italien: Dortige Forscher fanden heraus, dass Octocrylen in der vom restlichen Mittelmeer abgeschotteten und nicht sehr tiefen Adria mittlerweile bedenklich hohe Spitzenwerte erreicht hat.

So sehr von manchen Kreuzfahrtschiffen aus gesündigt wird, die meisten Reeder wissen wohl, dass man Gäste heutzutage zunehmend mit umweltschützenden Maßnahmen begeistern kann. Und so werden sie nicht müde, zu erklären, dass eigene Kläranlagen inzwischen Usus seien, und das nicht nur für das mit Sonnencreme versetzte Poolwasser. Was nicht verwundert: Denn auf einem Schiff mit 5000 Menschen an Bord fällt nach der Meinung von Experten im Schnitt etwa eine Million Liter Schmutzwasser pro Tag an.

(aus MM 30/2019)

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