Millionen von Augenpaaren werden am Sonntag in Spanien auf den Fernseher starren und gebannt kleine, rollende Kugeln verfolgen. Das Klackern der Bällchen wird begleitet von hohen Kinderstimmen, die immer und immer wieder bestimmte Zahlenfolgen singend skandieren. Die Show scheint kein Ende zu nehmen und ist für viele Spanier der Krimi des Jahres. Gemeint ist die Ziehung der spanischen Weihnachtslotterie, der größten der Welt.
1812 waren es Waisenkinder, die das Prozedere begleiteten. Auch heute noch fischen Kinder in Madrids Opernhaus Teatro Real die Gewinnzahlen aus großen goldenen Käfigen. Der Hauptpreis, „El Gordo“, bedeutet „Der Dicke“ und beinhaltet die höchsten Gewinnsummen, die ausgespielt werden. Da kann es bei der Ziehung schon mal emotional werden. 2018 brach die kleine Carla beim Singen des Millionenloses in Tränen aus. Insgesamt sind diesmal rund 2,4 Milliarden Euro zu haben. Es geht um viel Geld, aber es geht den Teilnehmenden vor allem um das gemeinschaftliche Erlebnis, denn viele Familien, Firmen oder ganze Dörfer teilen sich eine Los-Serie. Gruppenjubel oder Gemeinschaftströsten gehören am Ende dazu. Die fünfstelligen Lose werden meistens in sogenannten Zehntellosen, den „Décimos” zu 20 Euro, gekauft. Ein komplettes Los kostet 200 Euro.
Viele Loskäufer glauben an die Kraft einer bestimmten Zahlenreihe. Ab Juli sind die Lose an den Verkaufsstellen der staatlichen Lotterie zu erhalten. Wo gewünschte Ziffernreihen verkauft werden, kann man dort herausfinden.
Der „Dicke”, der Hauptgewinn, spült vier Millionen Euro in die Kasse. Aber auch schon kleinere Geldregen erfreuen das Lottoherz. „Pedreas”, was übersetzt „Stein- oder Hagelschlag” bedeutet, heißen Gewinne über 1000 Euro, denn diese „hageln” auf deutlich mehr Menschen ein.
Auch Mallorca spielt natürlich mit, aber im landesweiten Vergleich sind die Inselbewohner zurückhaltend beim Loskauf. Nur 1,6 Prozent der nationalen Verkäufe wurden auf den Balearen getätigt. Auf den Balearen gaben die Bewohner in diesem Jahr 45 Millionen Euro aus, jeder Insulaner kaufte durchschnittlich für 44 Euro "Décimos". Damit sind die Balearen-Bürger recht sparsam, nur in Ceuta und Melilla wird noch weniger ausgegeben. Im Vergleich dazu scheinen die Madrilenen am ehesten an das Glück der Lottokugel zu glauben und machten 2018 fast 17 Prozent des landesweiten Lottoerwerbs aus. Schlusslicht ist La Rioja. Dort waren es nur ein Prozent, die sich ein Los gönnten.
Beeindruckend sind die gesamtspanischen Zahlen. 74 Prozent aller Spanier kauften 2018 ein Weihnachtslotterielos. Die Frauen hatten hier die Nase vorn.
Geldtechnisch erging es Mallorca im vergangenen Jahr gar nicht mal schlecht. Das Los mit der Nummer 03347 gewann den ersten Preis. Das Zehntel-Los mit 400.000 Euro Ausschüttung wurde an mehreren Orten auf der Insel gekauft.
Am Ende macht vor allem der Staat ordentlich „Reibach” bei dem ganzen Spektakel. Die Differenz der möglichen Gewinne, abzüglich der Kosten, geht an ihn.
Auch die MM-Redaktion gibt die Hoffnung nicht auf. Der lieb gewonnene Brauch, sich ein Zehntellos zu teilen, hat jahrelange Tradition. Vielleicht bringt 2019 ja den erwünschten Geldregen.
Auf der MM-Webseite können Leser überprüfen, ob ihre Losnummer gewonnen hat.