Wenn Carmen Höffler in diesen Tagen eine Nachricht auf das Handy bekommt, dann kann es gut sein, dass es der Standort eines Hauses mit Pool ist. Zusammen mit ihrem Mann José Moreno leitet sie die Firma „Nova Garden“ mit Sitz in Marratxí. Neben Gartenwartung und -gestaltung bietet das Paar auch inselweit Poolpflege an. „Tatsächlich haben wir durch die Coronakrise viele neue Kunden gewonnen“, sagt Höffler. Das seien vor allem Immobilienbesitzer, die nicht immer auf der Insel sind, durch den anhaltenden Alarmzustand im Moment nicht einreisen und sich folglich auch nicht um ihren Pool kümmern können. „Die Kunden schicken uns den Standort per Whatsapp und den Schlüssel per Post“, berichtet Höffler. Eventuelle Fragen klären José Moreno oder einer der Mitarbeiter dann mit dem Kunden per Videoanruf vor Ort. „Die Leute schätzen diesen Service sehr und freuen sich zu sehen, dass alles in Ordnung ist“, weiß Höffler.
Auch Jens Langer von Sun Pool S.L. setzt in diesen Zeiten auf den virtuellen Kontakt mit seinen Kunden. Er und sein Team sind ebenfalls inselweit unterwegs, um Poolträume zu realisieren und bestehende Anlagen zu pflegen. Das Verschicken von Fotos, mit einem Zustandsbericht von Pool und Außenanlage an Eigentümer, die derzeit nicht auf Mallorca sind, gehört derzeit zu seinem Alltag. Auch Langers Kundenstamm ist in der Krise gewachsen.
Und auch sein Arbeitsbereich ist durch Covid-19 erweitert. „Die Arbeit am Pool ist die gleiche wie sonst auch“, erklärt Langer. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts sehe keinen Hinweis darauf, dass sich das Coronavirus über das Wasser übertragen könne. „Wo der Pool genutzt wird, legen wir allerdings aktuell ein besonderes Augenmerk auf die Desinfektion der Außenbereiche“, betont er. Handläufe und Außenduschen seien prädestiniert für die Übertragung von Bakterien, Viren und Pilzen. Solange der Pool nur innerhalb einer Familie benutzt werde, sei da natürlich kein höheres Risiko zu erwarten als am gemeinsamen Esstisch. Doch vor allem in Apartmentanlagen mit Gemeinschaftspool mahnt Langer zu erhöhter Sorgsamkeit bei der Pflege von Pool und Außenanlagen. Obgleich in diesen „Comunidades“ schon länger besondere Hygienevorschriften gelten – nämlich dieselben wie in öffentlichen Bädern – werden die Pools dort nicht immer vom Fachmann betreut. Ein Risiko, zumal wenn nach einer Lockerung der Maßnahmen für Gemeinschaftsflächen wieder verstärkt mit Kontrollen zu rechnen sein wird. Denn, wo viele Menschen gemeinsam baden, können sich Keime leicht von Haushalt zu Haushalt übertragen. Generell, so Langer, sei eine qualitativ hochwertige Pooltechnik und die Betreuung durch einen Fachmann immer sinnvoll.
Eine wahre Fach-Frau in Sachen Pools findet man bei der Firma SpaConcept. Tanja Langer bringt 16 Jahre Erfahrung in der Poolpflege auf Mallorca mit. Sie warnt davor, aus Angst vor Keimen zu zu viel Chemie zu greifen. „,Weniger ist mehr’ ist eindeutig das Motto bei der Poolpflege“, erklärt sie. Ein Pool lebe vom Frischwasser und nicht von der Chemie. Außerdem könne ein Zuviel an Chlor der Haut und den Augen schaden. Sie rät dazu, regelmäßig die Werte kontrollieren zu lassen und nur aktiv zu werden, wenn Handlungsbedarf besteht. Der Chlorwert solle dabei zwischen etwa 0,6 und 1,2 liegen, der pH-Wert bei 7,2 bis 7,4. Beim Salzpool läge der empfohlene Salzgehalt je nach Anlage bei 2 bis 7 Gramm.
Mit ihrem Team ist Tanja Langer ebenfalls inselweit in Sachen Poolplanung und Poolpflege im Einsatz. Und auch von ihr erhalten Kunden, die sich im Moment nicht auf der Insel aufhalten, nach getaner Arbeit Fotos ihrer Pools. „Vor allem solche Kunden sind sehr froh, dass unser Service auch in diesen schweren Zeiten weiterläuft“, berichtet Langer. Jedoch seien viele auch traurig, ihren sauberen und einladenden Pool zwar auf dem Foto zu sehen, aber nicht hineinspringen zu können. Trotzdem spürt Langer einen gewissen Optimismus bei ihren Kunden. „Viele planen mit uns zurzeit neue Poolprojekte – selbst wenn sie nicht auf der Insel sind und auch niemand weiß, wann das wieder möglich sein wird.“
Michael Müller ist der „Pool Doc“ von Mallorca. Er warnt davor, die Wasserqualität im Becken einfach „kippen“ zu lassen. „Wenn man gerade nicht auf Mallorca sein kann, liegt die Idee nahe, den Pool einfach sich selbst zu überlassen“, räumt er ein. Jedoch sei ein gekippter Pool zum einen eine Brutstätte für Mücken, zum anderen wurzeln die Algen, die sich ohne Zufuhr von Chemie und ohne Umwälzung des Wassers bilden, gerne in den Fugen des Pools. Der Reinigungsaufwand für die kommende Saison sei dann um ein Vielfaches höher und kostenintensiver, als wenn man den Pool einfach weiter regelmäßig warten würde. Auch das Wasser abzulassen und die Poolpumpe abzuschalten sei kontraproduktiv – denn das schadet den Fliesen im Inneren des Pools und auch der Pumpe selbst. Bei länger leer stehenden Objekten warnt Müller außerdem vor Legionellen. Die Bakterien bilden sich in Leitungen mit stehendem Wasser. Deshalb sollte bei der Wartung eines nicht bewohnten Objekts auch immer daran gedacht werden, routinemäßig die Leitungen zu spülen. Die Kontrolle eines Wasserzählers kann ebenfalls sinnvoll sein. „Durch die wegen des Coronavirus stattfindende vermehrte Chlorung des Wassers, können Leitungen porös werden und Wasser unbemerkt austreten“, gibt er zu bedenken.
Ein Blick in die Zisterne – so es denn eine gibt – ist dem Pool Doc zufolge ebenfalls empfehlenswert. „Es gibt im Moment sehr viele Ratten. Wenn so ein Nager in der Zisterne ertrinkt, verseucht er bei der Verwesung das Wasser“, erklärt Müller. Wenn es faulig riecht, solle man deshalb entweder den Fachmann kontaktieren oder selbst eine Wasserprobe nehmen und diese in der Apotheke kontrollieren lassen.
Für alle künftigen Urlauber auf der Insel hat Michael Müller gute Nachrichten: Die Auflagen für die Wasserkontrollen und die zu erzielenden Werte in Hotelpools auf Mallorca seien hoch und würden laut seiner Erfahrung meist gut eingehalten.
Mit der richtigen Wartung und Pflege steht der Poolsaison 2020 auf Mallorca also nichts im Wege. Und wer auf der Insel lebt, aber keinen Pool hat, für den gibt es ja auch immer noch die (hoffentlich bald wieder geöffneten) öffentlichen Bäder und das „Vitamin Sea“.