Die einen schwören auf Backpulver, Essigessenz oder Chlorreiniger, andere auf Zitronensaft, Lorbeerblätter oder Kupfermünzen. Neben Hausmitteln bleibt natürlich auch die Chemiekeule, um Ameisenstraßen in den eigenen vier Wänden den Garaus zu machen. Was hilft wirklich?
Vor allem im Sommer krabbelt und wuselt es in spanischen Haushalten, hungrige Ameisen machen sich in langen Karawanen auf den Weg zu potenziellen Nahrungsquellen. Etwa 300 Arten wurden bislang auf der Iberischen Halbinsel gezählt. „Obwohl Ameisen zu den häufigsten und hartnäckigsten Schädlingen gehören, verursachen nur wenige Arten Probleme. In ihrer natürlichen Umgebung spielen sie eine fundamentale Rolle für das ökologische Gleichgewicht. Sie zersetzen organische Materie und verbreiten Samen”, sagt Eduard Durany, Ameisenexperte der Schädlingsbekämpfungsfirma Anticimex.
Bei den Krabblern, die sich in Häusern und Wohnungen finden, handelt es sich seinen Angaben nach meist um invasive Arten wie die Argentinische Ameise, die ein feuchtes Küstenklima wie auf Mallorca liebt und auch niedrigere Temperaturen gut verträgt. Anders als ihre draußen lebenden einheimischen Artgenossen bevorzugt diese Spezies die Bedingungen in Innenräumen, um sich zu vermehren.
Über undichte Fenster und Türen ist der Weg ins Gebäudeinnere für die wenige Millimeter großen Winzlinge nicht sonderlich beschwerlich. Hat eine Ameise einmal eine lohnenswerte Nahrungsquelle entdeckt, markiert sie den Weg dorthin mit Duftstoffen. Je attraktiver das Speiseangebot, desto stärker wird die Route genutzt, die typischen Ameisenstraßen entstehen.
Um dies zu verhindern, empfehlen Experten eine ganze Reihe von Präventivmaßnahmen, mit denen den Tierchen der Weg ins Haus oder die Wohnung erschwert und Nahrungsquellen unerreichbar werden. So helfen Silikonabdichtungen und klebende Barrieren an Fenster- und Türrahmen, die Plagegeister fern zu halten. Essensreste und Krümel auf Arbeitsflächen, im Toaster, auf dem Herd oder hinter dem Kühlschrank sollten umgehend beseitigt werden. Argentinische Ameisen lieben Süßes, Lebensmittel wieZucker oder Honig sollten daher in dicht verschlossenen Behältern aufbewahrt werden. Es empfiehlt sich zudem, Futter und Wasser für die Vierbeiner im Haus nicht über Nacht stehen zu lassen und Mülleimer häufig zu leeren. Ameisenexperte Durany rät außerdem dazu, Risse und Wasserflecken an den Wänden zu beseitigen, um die Luftfeuchtigkeit zu mindern.
Für den Fall, dass es sich die Schädlinge dennoch in der Küche oder im Bad gemütlich machen konnten, empfiehlt die Verbraucherzentrale Hamburg, stark duftende Kräuter auf die Ameisenstraße zu streuen. Damit wird der Orientierungssinn der Tierchen außer Gefecht gesetzt. Ideal sind beispielsweise Lavendelöl, Wacholderblätter oder Farnkraut. Auch Zitronenschalen, Zimtpulver oder Essig vertreiben die Ameisen. Brutaler ist die Backpulver-Methode. Mit einer Mischung aus Backpulver und Zucker werden die Insekten angelockt. Nach dem Verzehr der Mischung bläht sich ihr Magen auf, die Tiere sterben.
Wann aber ist es ratsam, sich an eine Schädlingsbekämpfungsfirma zu wenden, um gegen die Ameisen vorzugehen? Immer dann, wenn sich ihre Nester nichtaußerhalb von Gebäuden unter Steinen oder in Wandrissen, sondern innerhalb des Gebäudes, in Holzwänden oder Kabelschächten befinden, empfehlen die Verbraucherschützer.
Auch wenn eine Wohnung stark befallen ist, hilft am Ende manchmal nur die Chemiekeule. „Dann sollte im Idealfall das ganze Haus behandelt werden, sonst ist eine zufriedenstellende Lösung schwierig”, sagt Luis Cabrera, Chef der Schädlingsbekämpfungsfirma Illes Control in Palma, der sich zu den üblichen Hausmitteln nicht äußern will. Sein Unternehmen geht mit Gel, das punktweise an mehren Stellen aufgetragen wird, und Fallen gegen die kleinen Plagegeister vor. „Es sind chemische Produkte, aber sie sind anders als früher nicht so toxisch, dass Menschen und Haustiere die Wohnung verlassen müssen“, betont er. Gefährlich seien die kleinen Biester nicht, ergänzt er. Auch dass sie im Gebäude Schaden anrichten können, sei ein Gerücht. Aber dennoch rufen ihn viele Mallorquiner im Kampf gegen die Krabbler um Hilfe: „Wenn das Müsli voller Ameisen ist und sie es wegschmeißen müssen, hört der Spaß für die meisten irgendwann auf.”