Als in den vergangenen Monaten die menschliche Aktivität am Meer wegen des co-ronabedingten Ausnahmezustandes zeitweilig gleich null war, konnten Forscher des Ozeanografischen Instituts in Palma einen sofortigen Effekt erkennen: „Viele Tiere näherten sich wieder der Küste“, sagt die Meeresbiologin Salud Deudero. Da es kaum Lärm und menschliche Präsenz gab, fand im Meer eine Renaturierung statt. „Dass sich die Entwicklung in so kurzer Zeit wieder rückgängig machen lässt, macht mir Hoffnung.“
Im Großen und Ganzen fällt ihr Fazit zum Zustand der Biodiversität im Meer rund um Mallorca allerdings eher negativ aus. Schiffsverkehr, Überfischung, Wasserverschmutzung, Erosion, die Bebauung der Küste, generell die Präsenz der Menschen – all dies führe zur Zerstörung von Lebensräumen und damit zum Verschwinden von Arten. „Wie groß das Problem ist, kann niemand beziffern“, sagt sie. Zu wenig wisse man noch immer über die Prozesse im Meer. Man müsse sich aber bloß ansehen, wie sich die Größe der Fische in den zurückliegenden Jahrzehnten reduziert hat.
„Auf alten Fotos kann man sehen, wie groß manche Exemplare früher wurden“, sagt sie. Durch die heutige intensive Fischerei sei die Durchschnittsgröße der relevanten Arten deutlich gesunken. Im selben Rhythmus, wie die einheimischen Arten verschwinden, werden sie durch andere ersetzt, die mit den veränderten Voraussetzungen besser zu-rechtkommen. „Hier findet ein Wandel statt“, sagt Deudero.
Eines der besten Beispiele dafür ist der Verlust der Posidonia. Wasserverschmutzung und ankernde Boote führen zur Zerstörung der Seegraswiesen, die eine wichtige Rolle für das Ökosystem Meer spielen. „Wir müssen die Leute besser informieren und bei ihnen das Bewusstsein dafür schaffen, dass wir das Meer schützen müssen.“