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Geplante Einreiseverschärfung für Deutschland sorgt für zunehmende Unruhe auf Mallorca

Javier Arranz, Arzt und Sprecher des Anti-Covid-19-Komitees der Balearen: „Es hat nicht einen einzigen Ausbruch gegeben, der durch einen internationalen Touristen verursacht wurde.” | D. Espinosa

| Mallorca |

Der Tourismus auf Mallorca ist schwer am Darben, doch jetzt haben sich die Aussichten einmal mehr verschlechtert. Grund ist das Vorhaben der Bundesregierung, die Quarantänepflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten – wie etwa Mallorca – zu verschärfen, und zusätzlich die Lohnfortzahlung für Rückkehrer, die sich in Quarantäne befinden, zu streichen. Die „Bild”-Zeitung titelte vergangene Woche: „Regierung will Urlauber bestrafen!”

Schon vorher hatte der Deutsche Reiseverband DRV gegen die geplanten Maßnahmen protestiert. „Auslandsreisen zu stigmatisieren ist nicht sachgerecht, verunsichert die Menschen und kommt einem Berufsverbot für Reisebüros und Reiseveranstalter gleich”, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig.

Auf Mallorca wird diese Entwicklung mit Sorge gesehen. „Das ist eine Vollbremsung des Tourismus”, sagte der deutsche Playa-Hotelier Frank Bechstein. „Menschen mit normalen Anstellungsverhältnissen werden jetzt nicht mehr Mallorca buchen, wenn sie dafür eine zusätzliche Urlaubswoche für Quarantäne einplanen müssen.”

Ähnlich sieht das Christophorus Heufken, Hotelier in Artà. „Es gab Hoffnung für die Zeit der Herbstferien im Oktober. Doch das ist nach März und Ende August nun die dritte Stornierungswelle, die wir erleben.”

Immobilien-Unternehmer Lutz Minkner, der vor allem in Kontakt mit Zweithaus-Besitzern steht, spricht von einem „schweren Schlag”, zu dem die Bundesregierung gegen Auslandsreisen etwa nach Mallorca ausholt. „Die wollen die Urlauber im eigenen Land behalten”, argwöhnte Minkner. Ziel sei es, den heimischen Fremdenverkehr zu stützen.

Harald Strombeck, Hotelier in Can Picafort, sieht die Verschärfung als „Warnschuss” der Regierung an die Bundesbürger, die Schutzmaßnahmen gegen Corona endlich ernst zu nehmen. Die Vorgaben seien ein ganzes Bündel, in das auch das Reisen integriert wurde. „Wenn die Lohnfortzahlung wegfällt, wird niemand mehr buchen, allerhöchstens noch Rentner”, sagte Strombeck.

Die Bundesregierung plant, dass Rückkehrer aus Risikogebieten zehn bis 14 Tage in Quarantäne müssen. Frühestens ab dem fünften Tag könne ein PCR-Test erfolgen. Die bereits am 27. August beschlossene Vorgabe solle zum 15. Oktober oder zum 1. November in Kraft treten, zeitgleich entfallen während der Quarantäne-Isolation auch die Lohnfortzahlung nach einer „vermeidbaren Reise in ein Risikogebiet”.

Mallorcas Hotelverband Fehm hatte schon im Vorfeld die Notwendigkeit von einheitlichen Regelungen für die Mobilität der Bürger innerhalb der Europäischen Union gefordert. Er betonte den hohen Sicherheitsstandard, den die Übernachtungsbetriebe der Insel gegen Corona eingehalten haben.

Vor diesem Hintergrund wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass es im Sommer auf Mallorca keinerlei Corona-Infektionen durch ausländische Touristen gegeben hatte. Das bestätigte der Sprecher des Anti-Covid-19-Komitees der Balearen, Javier Arranz in einem Interview mit der Zeitung "Ultima Hora", über das auch MM berichtete. Er forderte mehr Kontrollen, etwa an den Airports.

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