Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Über Kunst und Kunstgeschmack allerdings schon. Und zwar gewaltig. Der Spruch „Ist das Kunst, oder kann das weg” ist nicht umsonst beliebt und nimmt die Thematik locker aufs Korn. Der Brite Geoffrey Dominy sieht die Sache mit der Kunst nicht ganz so locker und Spaß versteht er bei einer Sache gar nicht: Graffitis auf Palmas Häuserwänden. Gegen Street Art habe er nichts, im Gegenteil, bekräftigt er. Er bezieht sich auf Graffitis, die lediglich die Signatur der Sprüher darstellt. In seinen Augen „Schmierereien.”
Er hat deswegen eine Initiative ins Leben gerufen: „Mi isla también”, er nennt es ein apolitisches Projekt, bei dem die Graffiti-Übeltäter anhand ihrer persönlichen Handschrift überführt werden sollen. Erfahrung im Katalogisieren hat der Edelsteinexperte. Seit drei Monaten fotografiert, entziffert und dokumentiert er emsig die sogenannten „Tags”. Sein Ziel ist folgendes: Schmierfink erkennen und ausfindig machen, saftige Geldbußen und obendrein noch die Verpflichtung, die Wandmalerei selbst zu entfernen, verhängen.
Er selbst kann diese Schritte natürlich nicht vornehmen und wäre auf die Unterstützung der Polizei angewiesen. Er moniert, von offizieller Seite werde bisher wenig getan.
Meckern und Bestrafen inspiriert in den seltensten Fällen. Daher ist mit „Street Art after dark” aus derselben Feder ein konstruktiver Push in Sachen Straßenkunst entstanden. Bislang ist es eine visionäre Idee. Bei einem jährlichen Wettbewerb sollen sich zehn ausgewählte Künstler an jeweils fünf Geschäftsjalousien kreativ austoben. Voraussetzung: Sie sind auf Mallorca als Residenten gemeldet. 50 dieser Metallgitter sollen dafür freigegeben werden. Nach Ladenschluss, wenn die Gitter runterrattern, wird die Kunst sichtbar: Street Art after dark.
Goeffrey Dominy fühlt sich seiner Wahlheimat Mallorca sehr verbunden. Daher soll das erste Thema mit der mallorquinischen Kultur zu tun haben. „Eine künstlerisch gestaltete Sobrassada ist allerdings nicht das Ziel”, lacht der Brite. Auch Preisgelder sollen den Gewinnern winken. Der Wunsch des ehrgeizigen Briten ist, dass dies aus der Stadtkasse kommen möge. Sogenannte Art-Walks sollen in Palmas Altstadt entstehen und ein kunstinteressiertes Publikum anziehen.
„Wir können alle nur dabei gewinnen”, ist Dominy überzeugt. „Die Ladenbesitzer, die Kunstfreunde, der Tourismusverband.”
Palma verschönern, lokale Kunst fördern und vor allem nahbar machen, das möchte die Initiative. Ein langfristiges Ziel liegt aber über allem. Palma soll europaweit Hauptstadt Nummer eins in Sachen Straßenkunst werden.