Das auf Mallorca und den Nachbarinseln regierende Linksbündnis hat seinen verkehrspolitischen Kurs weg von zu viel Tempo in den vergangenen Wochen deutlich forciert. Zuletzt ließen zwei Maßnahmen die Öffentlichkeit aufhorchen: Zunächst wurde mitgeteilt, dass die Höchstgeschwindigkeit auf der Ringautobahn rund um Palma im Februar von derzeit 120 auf 80 km/h reduziert werden soll. Danach hieß es, dass auf der gesamten Tramuntana-Transversale zwischen Andratx und Pollença nur noch Tempo 60 gelten soll. Auf der kurvigen Strecke wurden in der Vergangenheit vor allem unvorsichtige, weil zu schnelle Motorradfahrer in Unfälle verwickelt.
Was die meist dreispurige Ringautobahn angeht, protestierten zwar Transport- und Taxifahrerverbände gegen die Tempo-Reduzierung, doch dies dürfte am Kurs der Regierung nichts ändern. Denn dieser ist Teil eines Gesamtvorhabens, das die Menschen nicht nur dazu bringen soll, defensiver und damit risikoärmer und obendrein noch umweltfreundlicher zu fahren. Sie sollen auch mehr auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Deswegen wurde Geld in die Hand genommen, um das System der Tib-Überlandbusse zu verbessern: Es wurden Zusatzlinien geschaffen und Elektrofahrzeuge angeschafft. Um die Wichtigkeit des Themas zu unterstreichen, zeigte sich Balearen-Ministerpräsidentin Francina Armengol mehrfach bei der Vorstellung neuer Fahrzeuge. Auch reaktivierte die Regierung den während der Wirtschaftskrise auf Eis gelegten Plan, das Bahnnetz auf der Insel zu erweitern. Es ist im Gespräch, Orte wie Artà, Capdepera oder Cala Millor anzuschließen. Bislang kann man mit dem Zug von Palma nur bis Sa Pobla oder Manacor fahren. Hinzu kommt der schon lange Zeit existierende Plan, eine Straßenbahn zum Flughafen und eine weitere zum Krankenhaus Son Espases zu bauen.
Zum Verkehrs-Gesamtkonzept der Regierung passt auch, dass es seit Oktober auf mehr als 90 Prozent der Straßen von Palma nicht mehr erlaubt ist, schneller als 30 Stundenkilometer zu fahren. Dadurch soll nach Angaben der Stadtverwaltung vor allem die Zahl der Unfälle verringert werden. Bei 50 km/h sei es Studien zufolge viel wahrscheinlicher, dass ein überfahrener Fußgänger stirbt. Auch reduziere sich der Bremsweg erheblich.
Das Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln wie Autos, E-Scooter, Fahrräder oder Busse werde durch die Maßnahme ebenfalls verbessert. Mehr Radargeräte sollen die Überwachung des Verkehrsgeschehens optimieren. Parallel zur Einführung von Tempo 30 in der Stadt wurde der sehr angejahrte Fuhrpark der EMT-Linie deutlich modernisiert. Es waren bereits vor Jahren zahlreiche Busse bei einer Fabrik in Frankreich bestellt worden, von denen viele inzwischen bereits durch die Stadt fahren.
Die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit in Palma stiftete allerdings zunächst gehörig Verwirrung, da neue Tempo-30-Hinweise an einigen Stellen direkt neben den 50-km/h-Schildern platziert wurden. Dass sich das bald ändert, ist zu erwarten.