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Wie beste Freunde die Corona-Krise meistern wollen

Daniela Hellmann und Martin Frank sitzen auf der Terrasse ihres Hotels Bella Colina in Peguera. Sie sind gut drauf, dennoch machen sie sich Sorgen. Wann kommen wieder mehr Gäste? 
 | Patricia Lozano

| Peguera, Mallorca |

Wer einmal um das Hotel Bella Colina in Peguera läuft, ahnt kaum, mit welchen Problemen es kämpft. Von außen scheint alles gut. Am Pool streckt eine Mittvierzigerin ihre Beine in die Mittagssonne, im Gemüsegarten werden Tomaten gefühlt stündlich dicker. Ein Maler streicht die weiße Fassade der Herberge und bessert aus. Ganz in Ruhe. Doch das ist das Problem für die Betreiber. Es ist zu ruhig.

Das Bella Colina am Carrer de la Talaia in Peguera ist eines von 47 Hotels auf Mallorca, die derzeit geöffnet haben. Und eines der wenigen, die fast während der gesamten Pandemie Gäste empfangen. Viele Türen der mehr als 900 Hotels auf Mallorca sind seit März vergangenen Jahres verrammelt.

Derzeit sind sechs von 40 Zimmern im Bella Colina belegt. Die Gäste sind Architekten, Immobilienmakler, fahren Rad, erkunden die Insel. Ein Doppelzimmer mit Frühstück kostet gerade 80 Euro aufwärts. In der Hochsaison sind es 170 Euro. Im gesamten vergangenen Jahr war das Bella Colina zu 60 Prozent ausgelastet – die drei bösen Lockdown-Monate rausgerechnet.

Der, der rechnet, heißt Martin Frank. Er ist 40 Jahre alt, Deutscher und lächelt gerne. Das tut er auch jetzt, obwohl „alles doof ist”, wie er sagt. Franks Mund-Nasen-Schutz baumelt vor seiner Brust, er führt durch sein Hotel, das er mit seiner Geschäftspartnerin Daniela Hellmann betreibt. Die Herberge ist im Vintage-Stil gehalten. Holzstühle und -tische im Speisesaal sind alt, aber gut erhalten. In der Mitte des Raumes steht ein aus Holz geschnitztes Pferd. Den Kickertisch eine Etage tiefer könnten schon die Fußball-Weltmeister von 1954 benutzt haben. Die Nationalspieler von heute würden sich vermutlich auch auf ihn stürzen.

Warum lassen die Betreiber das Hotel offen – für so wenige Gäste? „Weil es zwei, drei Wochen dauert, wieder aufzumachen”, sagt Martin Frank. Er will vorbereitet sein, wenn wieder mehr Gäste kommen. Vielleicht schon zu Ostern? Darauf hoffen er und Hellmann, sie sind optimistisch. Ein Horror-Jahr wie das vergangene könnten sie noch einmal durchstehen, da sie mit ihrem kleinen, speziellen Hotel unter dem Massentourismus-Radar agieren. „Wenn die Menschen dürfen, reisen sie auch wieder”, sagt Frank.

Mit dem Bella Colina machen er und Hellmann auch weiter, um den Mitarbeitern eine Chance zu geben. 15 von 40 sind weiter im Einsatz. Arbeit lenkt von Corona ab. Das trifft auch auf die Chefs zu. Sie sagen: „Wir sind Kämpfer.” Sie sind aber auch frustriert: keine Hilfen des spanischen Staates, keiner, der den Hoteliers zuhört oder mit ihnen spricht. „Wir müssen uns alle Infos selber beschaffen, welche Regeln wir einhalten müssen”, sagt Martin Frank.

Jeder, der in der Branche arbeitet, weiß: Ein Hotel braucht Leben. Und die Krise Freunde. Ausgerechnet Franks Geschäftspartnerin Hellmann ist seine beste Freundin. Sie ist 39 Jahre alt und stammt wie Frank aus Mecklenburg-Vorpommern, Urlauber-Destination. Sie stammt aus Rostock, er aus einem Ort in der Nähe. Kennengelernt haben sich beide als Jugendliche über Freunde.

Weil sich Hellmann und Frank so gut verstehen, denken viele, sie seien ein Paar. Dabei ist Frank seit acht Jahren mit einer Mallorquinerin zusammen, Hellmann seit 14 mit einem Deutschen, dem Küchenchef des Hotels. Als Martin Frank nach seinem Abitur fürs BWL-Studium nach München zog, hielt der Kontakt zu Hellmann. Die beiden trafen sich immer wieder auf einer Insel im Mittelmeer: Mallorca. Hellmann kam mit einem Kreuzfahrtschiff, auf dem sie arbeitete, Frank aus Marbella, wo er weiterstudierte. Ihr Traum war, gemeinsam ein Hotel auf Mallorca zu eröffnen. Der wurde 2011 mit der Villa Palmer in Peguera Realität. Heute führen die besten Freunde drei weitere Hotels und ein Restaurant auf Mallorca. Das Landhotel LoftOtel Canet in Esporles hat wie das Bella Colina trotz Corona offen.

Hellmann und Frank arbeiten zusammen, obwohl Franks Eltern warnten: „Mach kein Geschäft mit besten Freunden”. Er tat es doch und sagt über Hellmann: „Auf Dani ist Verlass – und sie ist kreativ.” Was schätzt sie an ihm? „Er ist intelligent. Wenn ich anfange über etwas nachzudenken, hat er schon gedacht.” Die beiden verbringen mehr Zeit miteinander als mit ihren Partnern. „Wir kennen uns in- und auswendig”, sagt Hellmann.

Auch wenn Hellmann und Frank gerade um die Zukunft ihrer Hotels bangen und Angst haben: Ihre Freundschaft steht über allem. Die Krise wollen sie gemeinsam schaffen. Sie haben im Bella Colina einen Fahrrad-Raum eingerichtet, um Aktivurlauber anzulocken, drehen Videos für Instagram.

Als Hellmann und Frank damals ihr erstes Hotel renovierten, wurden sie gefragt: „Was macht ihr denn da? Ihr braucht doch nur ein paar Betten.” Doch die Betreiber wollten etwas besonderes, brachten Gästen Frühstück an den Tisch. „Auf Mallorca waren wir damit Vorreiter”, sagt Martin Frank. Etwas Besonderes haben er und Hellmann heute auch: Das Bella Colina ist – geht es nach den beiden – das einzige Hotel im Vintage-Stil auf der Insel, das Gebäude aus den Fünfzigern. Wo stehen schon Boarder-Ski und eine Schreibmaschine aus dem vergangenen Jahrhundert im Eingang?

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