Das Unterfangen beginnt schon zwei Tage vor dem für den Donnerstag, 15. April, terminierten Flug nach Düsseldorf. Weil man für die Einreise aus dem Nicht-Risikogebiet Mallorca nach Deutschland einen Corona-Test benötigt, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, muss dies halt erledigt werden.Denn es geht darum, endlich mal wieder einen verlängerten Wochenendtrip zu den Verwandten zu absolvieren. So wie das in Vor-Corona-Zeiten unter Inselresidenten üblich war.
Doch nun ist alles komplizierter geworden. Bereits am Dienstagabend – anderthalb Tage vor dem Flug – begibt sich der Schreiber dieser Zeilen in die Rotger-Klinik im Zentrum von Palma. Der Vorteil ist, dass es hier genügt, spontan vorbeizukommen, eine Nummer zu ziehen und einen Antigentest zu absolvieren. 35 Minuten muss der Verfasser in einem durchaus geräumigen Saal im Erdgeschoss in Anwesenheit auch zahlreicher deutscher Urlauber ausharren, dann wird er aufgerufen. Name, Passdaten und Wohnort werden registriert, dann geht es ans Eingemachte: Eine mit Maske und einem durchsichtigen Gesichtsschild bewehrte junge Mitarbeiterin bohrt dem Reisewilligen einen Stab in beide Nasenlöcher. „In zwei Stunden haben Sie das Ergebnis”, sagt sie. 30 Euro kostet das Ganze.
Am späten Dienstagabend kommt eine E-Mail aufs Handy: die Resultate! Doch ach: In dem Befund steht nicht positiv oder negativ, sondern „pendiente”. Das Resultat steht also noch aus. Nach einer nicht allzu ruhigen Nacht drängt es den Reisewilligen wieder in die Rotger-Klinik. Nur gut, dass sie lediglich in fünf Minuten Laufweite vom Wohnsitz liegt. Es sind nicht viele Menschen da, der Aufruf kommt in weniger als fünf Minuten. Endlich ist das Ergebnis da, es ist negativ, man erhält eine minzgrüne Mappe mit zwei Blättern in Spanisch und Englisch in die Hand gedrückt.
Es handelt sich um das Dokument, das momentan einen Flug nach Deutschland erst möglich macht. Und ja, am Donnerstag beim Einchecken im Insel-Airport wird es verlangt, erst dann erhält man die Bordkarte. Wegen der Restriktionen gibt es den Online-Check-in bei Eurowings derzeit nur zum Teil: Allein der Sitz kann reserviert werden, dann geht nichts mehr. Der Rest wird wie anno dazumal am Schalter erledigt.
Später in der zu etwa 60 Prozent ausgelasteten Maschine nach Düsseldorf kann man sich entspannt ausstrecken. Hier immerhin wurde jeder negativ getestet, so dass keine Unruhe aufkommt.
Nach der Landung – zuvor war der schneeweiße Montblanc rechts zu sehen gewesen – steigt dann wieder die Spannung, denn aus dem Lautsprecher kündigt ein Mitglied der Kabinenbesatzung mit leicht dramatischem Tremolo in der Stimme etwas an: Die Bundespolizei könnte direkt am Ausgang zum Zugangsschlauch nochmal die Befunde kontrollieren. Stichprobenartig. Doch niemand ist da, es ist möglich, frei wie früher in den Ankunftsbereich zu schreiten. Voilà, man hat aus dem sicheren Mallorca mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von um die 30 Fälle auf 100.000 Einwohner kommend das Risikogebiet Deutschland (Inzidenz 160) erreicht.
Doch am Sonntag steht ja der Rückflug an, und Spanien verlangt ein negatives PCR-Testergebnis. Der Reisende rechnet und grübelt. 72 Stunden darf das Ergebnis höchstens alt sein, doch er ist 80 Stunden vorher eingereist. Was tun? Warten oder über 40 Kilometer zur Mutter fahren? Lieber fahren. Den Test kann der Wochenendausflügler erst am nächsten Tag, dem Freitag, nach einer längeren Fahrt wieder im Düsseldorfer Airport machen, die er sich gern hätte ersparen wollen.
Doch was sein muss, muss sein. Am Centogene-Testcenter in der Ankunftsebene des Düsseldorfer Flughafens gibt es glücklicherweise keine Schlange. Schnell wird man hineingerufen, registriert sich, und schon geht es zur Sache. Eine mit Maske und einem durchsichtigen Geschichtsschild bewehrte junge Mitarbeiterin rammt dem Wochenendausflügler zweimal einen Stab tief in den Rachen. Er hüstelt. Weil auch noch die Passnummer verzeichnet werden muss, werden für die Prozedur nicht 69, sondern 78 Euro fällig. Gut, dass der Flug nur um die 100 Euro gekostet hat. Das erneut negative Ergebnis erreicht den Passagier bereits nach 18 Stunden auf dem Handy.
Der Rückflug am Sonntag ist ebenfalls pünktlich und entspannend und nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet. Nach der Ankunft in Palma ruft der Verfasser den zuvor vom Gesundheitsportal www.spainhealth.es erhaltenen QR-Code ab, aus dem Handkoffer kramt er den Bogen mit dem negativen Befund hervor. An der Gesundheitskontrolle gibt es keine Schlange, schnell wird das Testergebnis überprüft. Eine junge Frau sagt mit leicht gewichtigem Unterton: „Puede pasar” („Sie dürfen weitergehen”). Bei einem anderen Mitarbeiter legt man den QR-Code auf ein spezielles Gerät.
Dann ist man wieder legal drauf auf der Insel. Klar, früher war alles einfacher. Aber auch in diesen schwierigen Zeiten sind verlängerte Wochenendtrips immerhin machbar. Zum Glück.