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Kein Schnäppchen auf Rädern auf Mallorca

Ramón Reus steht der Vereinigung der Verleiher von Mietwagen mit und ohne Fahrer auf den Balearen vor. | Archiv

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Der Mietwagen war fast genauso teuer wie unser Hotel“, erzählen Andreas und Yvonne Hartmann. Das junge Paar aus Leipzig zahlt 60 Euro am Tag für ihr Leihauto, das Hotelzimmer an der Playa de Palma kostet sie 80 Euro. „Doch es gab kurzfristig kaum etwas Günstigeres.“ Die Urlauber haben allerdings von anderen Gästen in ihrem Hotel gehört, dass diese 1600 Euro für eine Woche Mietwagen bezahlt haben.In diesem Sommer sind Mietwagen-Schnäppchen auf Mallorca kaum zu bekommen.

Seitens der Presseabteilung von billiger-miet
wagen.de wird dieser Trend gegenüber MM bestätigt: „Das Preisniveau für die letzten beiden Wochen der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen beispielsweise ist aktuell höher, als es 2020 der Fall war.“ Wer jetzt einen Mallorca-Mietwagen für eine der beiden Sommerferien-Wochen von Anfang bis Mitte August bucht, bezahle rund 80 Euro pro Tag für einen versicherten Mietwagen. In den Herbstferien im Oktober ist es hingegen möglich, einen versicherten Mietwagen für knapp unter 30 Euro zu bekommen. „Wir empfehlen grundsätzlich frühzeitig zu buchen um einen guten Mietpreis zu sichern“, fügt der Unternehmenssprecher an.

Die Zeiten, in denen die Fahrzeuge für Dumpingpreise von 2,50 Euro am Tag zu bekommen waren, sind erst einmal vorbei. „Auch die Angebote für 12, 14 Euro Tagesmiete gibt es derzeit kaum“, sagt Ramón Reus, Vorsitzender von Aevab (Vereinigung der Verleiher von Mietwagen mit und ohne Fahrer auf den Balearen).

Seiner Ansicht nach hat das zwei Gründe: „In den Vorjahren waren viele solcher Anbieter auf dem Markt aktiv, deren Geschäft eher Export als Autovermietung ist“, erklärt Reus. Das heißt, solche Firmen kauften im Frühjahr im großen Stil Autos ein, brachten sie auf die Insel, wo sie im Sommer als Mietwagen genutzt wurden und nach der Saison wurden die Fahrzeuge dann außerhalb des Landes verkauft. In diesem Sommer ruht dieses Geschäftsmodell weitestgehend.

„Allerdings waren dies auch die Anbieter, über die sich die Kunden am meisten beschwert haben.“ Die Touristen bekamen den Mietwagen selten direkt am Flughafen, sondern wurden erst in ein Gewerbegebiet gefahren. „Dort mussten viele eine oder anderthalb Stunden auf den Mietwagen warten.“ Zudem bekamen sie noch eine Zusatzversicherung aufgebrummt, welche die Kosten für das Leihfahrzeug in die Höhe schießen ließ. „Das ist doch kein Service sondern brachte die ganze Branche auf den Inseln in Verruf!“, schimpft Reus.

Seiner Ansicht nach sei es korrekter den Kunden gegenüber, wenn Preis und Leistungen stimmen. „Wir wollen es richtig machen“, sagt er und spricht für die kleinen und mittelgroßen Autovermietungen auf Mallorca. Als gute Orientierung für die Kunden dient dabei das Qualitätssiegel für Mietwagenfirmen, das die Balearen-Regierung 2017 einführte. Die Firmen halten dafür einen Kodex mit elf Punkten ein. Sie verpflichten sich beispielsweise, sowohl bei Werbeaktionen als auch bei der Reservierung – sei es online oder über ein Vermittlungsportal – die endgültige Summe zu nennen. „Betrügerische Geschäftspraktiken anzuzeigen ist für internationale Kunden mit viel Aufwand verbunden, das müsste vereinfacht werden“, fügt der Mietwagen-Experte an.

Der zweite Grund für die höheren Preise ist, dass es derzeit weniger Mietwagen auf den Inseln gibt. „Aktuell sind 70.000 Leihautos auf den Balearen, in anderen Jahren lag die Zahl bei 120.000“, erklärt Reus. Die Buchungsquote liege bei 97 bis 98 Prozent in der Hochsaison. Doch Touristen müssten sich keine Sorgen machen, dass sie im Urlaub keinen fahrbaren Untersatz mehr bekämen. „Wenn es zum Wunschtag bei einem Verleiher keine Autos mehr gibt, dann ist sicherlich in den nächsten Tagen wieder eines verfügbar.“

Reus verweist besonders auf die kleineren Autovermietungen, die auf Mallorca tätig sind. „Wir halten uns so gut über Wasser, wie wir eben können.“ Besonders hart traf die Pandemie jene Unternehmen, die in den touristischen Gebieten außerhalb Palmas ansässig sind. Diese hätten im vergangenen Jahr lediglich anderthalb Monate lang Arbeit gehabt, dann sei die Urlaubersaison schon wieder vorbei gewesen.

Dass Touristen jetzt beim Mietwagen sparen wollen und deshalb kleinere Modelle reservieren, kann Ramón Reus nicht bestätigen. „Die Kunden nehmen die Autos, die da sind.“ Er handhabt es so: Hat jemand einen Fiat Panda reserviert, bekommt er auch schon mal einen Seat Ibiza. „Die Urlauber kommen ja auch wieder, wenn sie zufrieden waren. Man muss auch an die nächsten Jahre denken und nicht immer nur ans schnelle Geld.“ (red)

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