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Wie eine Schweizer Familie zu 
Hotel-Pionieren auf Mallorca wurde

Mit einem Flugzeug fing alles an: Gründer Alfred Erhart brachte kurz nach dem Krieg Urlauber ans Mittelmeer.

| Mallorca |

Die Landstraße Ma-1030 führt in den äußersten Südwesten Mallorcas, nach 07159 Sant Elm. Von Andratx aus ist der Küstenort in gut 15 Minuten über eine enge Straße erreichbar. Autos müssen einander passieren lassen, der Straßenbelag ist steinig, in Serpentinen geht es auf und ab. In Sant Elm angekommen fällt der Blick auf Palmen, Sandstrand, Hotels. Eines davon ist das Aquamarin am Carrer Cala es Conills. Mit ihm wurde die Schweizer Familie Erhart zum Pionier des Hotelbaus auf Mallorca.

Seit 1963 empfängt das Aquamarin, vier Sterne, Blick auf die Insel Sa Dragonera, Urlauber. Es ist eines von 17 Häusern, das den Erharts und ihrem Reiseunternehmen Universal Hotels gehört. Darunter sind 13 Hotels und vier Aparthotels, die quer über die Insel verteilt liegen. Allein in Colònia de Sant Jordi sind es fünf. Weitere Orte sind Peguera, Magaluf, Playa de Muro, S’Illot und Canyamel. Neben dem Aquamarin steht ein weiteres Universal-Hotel in Sant Elm: das Don Camilo mit vier Sternen.

Alfred Erhart gründete die Firma 1947. Sein Enkel Yannik, 40 Jahre alt, führt sie heute in dritter Generation. Die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” schrieb in Bezug auf die Erharts von „Amor por Mallorca”. Eine Liebe, die während der Pandemie auf die Probe gestellt wird. Im Januar 2020 trat der Basler Yannik Erhart seinen Dienst als Firmenchef an, er folgte auf seinen Vater Philippe. Wenige Wochen später kam das Virus. Auch wenn man sich auf eine Pandemie nicht vorbereiten kann: Yannik Erhart sieht sich für seine neue Position gerüstet. „Ich habe das Vertrauen meines Vaters. Ich hatte bei ihm die beste Schule.”

Angefangen als Touristiker haben die Erharts mit der Universal Flugreisen AG. Gründer Alfred kaufte ein altes Flugzeug und transportierte zunächst Waren. Irgendwann brachte es Urlauber ans Mittelmeer. Es dauerte bis 1963, ehe Universal das Aquamarin in Sant Elm baute. Ein Jahr später folgte das Laguna in Canyamel in der Gemeinde Capdepera und bis 1970 sechs weitere Häuser in erster Meereslinie.

Erst in den 1960er Jahren entwickelte sich der Tourismus in Spanien, es kommen mehr als eine Million Urlauber nach Mallorca. Der Grund: Diktator Franco öffnete Spanien und es entstanden auf den Inseln wie auf dem Festland Bettenburgen an den Küsten. „Es waren damals schwierige Jahre”, sagt Yannik Erhart. „Hotels zu bauen glich einer Odyssee.” Heute sei die Situation besser, weil es finanzielle Sicherheit gebe.

All die Jahre hatten die Erharts nur Mallorca im Blick – mit einer Ausnahme. Zwischen 1979 und 2003 betrieben die Touristiker ein Hotel in Antigua, eine Insel der kleinen Antillen in der Karibik. In diese Weltregion, deren Name mindestens genauso viele Sehnsüchte weckt wie das Mittelmeer, zurückzukehren, schließt Yannik Erhart nicht aus. Er könnte sich aber auch vorstellen, in Sardinien zuzuschlagen, auch eine Insel. Oder etwas näher, an der Playa de Palma.

Um die Hotels auf Mallorca zu füllen, will Erhart die Zahl der Direktbuchungen bei Universal steigern. Dafür möchte er die Präsenz der Unterkünfte in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram ausbauen. Aber auch mit deutschen, britischen und skandinavischen Reiseveranstaltern arbeitet Erhart zusammen. 25 Prozent der Kunden sind Schweizer, die ihre Reisen unter anderem in 700 mit Universal kooperierenden Reisebüros buchen.

Urlauber wünschten immer mehr, dass Hotels auf lokale Lebensmittel setzten, wie Yannik Erhart sagt. Das Konzept Kilometer 0, also kurze Transportwege, sei wichtig. Und wie steht es um den Tourismus mit Blick auf Corona? Erhart ist überzeugt, dass die Branche sich erholt. „Mallorca hat bisher immer funktioniert.”

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