Urlauber und Einheimische schieben sich durch die schmalen Gassen im Zentrum von Sóller und bestaunen handgefertigten Schmuck, Taschen, Kleider und lokale Delikatessen der Insel. Vor der Bahnhofsstation des traditionsreichen Zuges „Roter Blitz”, der zwischen dem Tramuntana-Ort und Palma verkehrt, haben Sandra Burenkow und Karolina Maria Gorska auf dem Wochenmarkt (samstags von 9 bis 14 Uhr) ihren Hutstand aufgebaut.
Neugierig nähern sich immer wieder Passanten und bewundern die vielfältige Auswahl an Kopfbedeckungen. Und diese ist wirklich groß: Panama-Hüte aus Ecuador, südspanische Exemplare des Hutmachers Sergio Aranda Muños, deren Familie mit der Firma „Aranda Sombreros” bereits in der dritten Generation in Málaga produziert, sowie eine Kollektion der deutschen Marke „Rehats Berlin”. Diese setzt wie die beiden Frauen auf Nachhaltigkeit. Pro verkauftem Hut pflanzt die Berliner Fabrik drei Bäume.
Außerdem werden ausschließlich vegane Produkte zur Herstellung der Ware verwendet.„Ein langfristiges Projekt, was wir gerne unterstützen”, sagt Karolina Gorska. Nebenbei sind die beiden Frauen die bisher einzigen, die die Marke auf Mallorca vertreten.
Sandra Burenkow liebt es ihre Kunden ausführlich zu beraten und die perfekte Kopfbedeckung für den jeweiligen Typ, egal ob Mann oder Frau, zu finden: „Für jeden Kopf gibt es den passenden Hut”, erklärt sie lachend.
Die Preise am Stand der beiden variieren je nach Hersteller und Modell. „Sie liegen zwischen 39 und 119 Euro”, erklärt Sandra Burenkow. Die 48-jährige Blondine, die in Port de Sóller lebt, stammt ursprünglich aus Berlin und betrieb sechs Jahre lang einen der größten und bekanntesten Hutläden auf Mallorca. Ihr Geschäft „Artiste en Calabruix” befand sich in der Fußgängerzone von Sóller. Neben Hüten, Taschen und Tüchern etablierte die gelernte Friseurin zusätzlich einen Salon in dem Geschäft.
Die Corona-Pandemie führte allerdings dazu, dass sie den Laden dauerhaft schließen musste. „Ich konnte die hohen Mietkosten nicht mehr stemmen. Aufgeben war aber keine Option”, so Sandra Burenkow. Daher beantragte sie einen Standplatz auf dem Wochenmarkt von Sóller. Zu Hause richtete sie zudem einen kleinen Friseursalon ein. Zur Unterstützung holte sich die Berlinerin ihre ehemalige Mitarbeiterin Karolina Gorska an Bord. Zusammen haben die beiden auch schon Pläne für die Zukunft: „Wir wollen unsere eigenen Hüte kreieren und vorhandene Modelle aufhübschen, zum Beispiel mit Pailletten, Stickereien oder Perlen”, erklärt Burenkow.
Aus alten Traditionen etwas Neues gestalten. Das funktioniert auch bei den typischen Sandalen, die als Abarcas, oder auf Mallorquín Avarques, bekannt sind. Ursprünglich stammen sie von Menorca und wurden zunächst überwiegend von Bauern getragen. Mittlerweile erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Selbst die Töchter von Königin Letizia und König Felipe VI., Sofía und Leonor, tragen die Sandalen. Hergestellt werden die Schuhe aus Leder oder Kautschuk. Früher wurden für die Sohlen sogar alte Autoreifen verwendet. Das Loch an den Zehen dient zur Belüftung.
Mittlerweile sind die Sandalen in jeglichen Ausführungen erhältlich: verspielt mit Pailletten verziert oder aber die schlichte Variante in klassischen Beige-Tönen. Eine beliebte Marke, die auch häufig auf Mallorca verkauft wird, ist die menorquinische Marke Mibo. Ihren Firmensitz hat die Schuhfabrik in Es Migjorn Gran auf Mallorcas Nachbarinsel.
Das 1998 von Miguel Pascual und Bosco Moll gegründete Unternehmen widmet sich fast ausschließlich der Herstellung, dem Verkauf und dem Vertrieb der traditionellen Schuhe Menorcas. Das Unternehmen stellt zudem auch vegane Varianten des Schuhs her. Fazit: Neue Impulse mit altbewährter Qualität ist der beste Weg, um eine lang bewährte Mode aufrechtzuerhalten.