Nach der Massenflucht von 21 Marokkanern aus einem auf Mallorca notgelandeten Flugzeug ist das Sicherheitsprotokoll des Flughafens Palma ins Visier der Untersuchungen geraten. Einer Meldung der Tageszeitung „Ultima Hora“ zufolge wird es bereits einer eingehenden Analyse unterzogen, um es zu ändern.
Die Zeitung berichtet in Berufung auf Quellen, die der Untersuchung nahe stehen, es sei bisher am Flughafen von Palma nicht zwingend vorgeschrieben, dass ein Krankenwagen von der Guardia Civil begleitet werden muss, wenn er nach einer Notlandung wegen eines medizinischen Notfalls einen Passagier oder ein Besatzungsmitglied aufnimmt. Aus diesem Grund habe die Guardia Civil nicht auf den Notfall reagiert.
Ebenso habe es Probleme bei der Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Polizeikräften gegeben. So sei die Nationalpolizei nicht über den Vorfall informiert wurde. Dies wäre aber Pflicht gewesen, da sich der notgelandete Airbus auf dem Weg von Casablanca nach Istanbul befunden hatte, es sich also um einen Flug außerhalb des Schengen-Raums handelte.
Laut „Ultima Hora“ wird in den nächsten Tagen eine Änderung des Protokolls und die Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen erwartet. Alle Beteiligten seien sich der Schwere des Vorfalls bewusst. „Hätte er Mitte August ereignet, wären mit Sicherheit praktisch alle Flughäfen in Europa bis zur Klärung des Vorfalls lahmgelegt worden. Das ist ein jämmerliches Bild für die Insel", zitiert die Zeitung einen Experten.
Unterdessen untersuchen Beamte der Nationalpolizei und der Guardia Civil noch, ob einige oder alle Marokkaner ihre Flucht vorher geplant hatten.
Der Airbus A320 der Air Arabia Maroc war vergangenen Freitag um 18.51 Uhr in Palma gelandet, nachdem ein Arzt an Bord bei einem Passagier ein diabetischen Koma und eine „Dekompensation“ festgestellt hatte. Der Pilot erhielt die Elaubnis, in Palma zu landen.
Zunächst wurde der Kranke an von behandelt, dann aber mit seinem Begleiter ins Krankenhaus Son Llàtzer gebracht.
Es dauerte jedoch mehr als eine Stunde, bis die Massenflucht stattfand. In dieser Zeit befand sich der Airbus auf der Landebahn, und der Kommandant bat um Betankung, einen Mechaniker und um eine Änderung des Flugplans. Die Flugzeugtür blieb offen.
Um 20.17 Uhr erhoben sich dann 21 Passagiere von ihren Sitzen, überrannten eine Stewardess, sprangen die Rolltreppe hinunter und verteilten sich in verschiedene Richtungen.
Die zwölf Personen, die bisher festgenommen konnten, sollen am morgigen Montag dem Richter vorgeführt werden.