Der weinrote Cadillac aus den 1970er Jahren glänzt in der Sonne, als Nigel „Elvis” Kingsley für den Fotografen des Mallorca Magazins vor dem Kult-Fahrzeug posiert. Rechts neben dem Wagen steht ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen. Die Besitzerin kommt mitten im Shooting von einem Spaziergang zurück und bleibt wie vom Donner gerührt stehen. „Oh mein Gott, Elvis, bist du es wirklich?” Kingsley lacht und bestätigt: „It’s me Baby.” Eine Situation, in die der „Elvis Tribute Artist” immer wieder hineinläuft. Selbstverständlich posiert er anschließend für den Elvis-Fan und nimmt sich Zeit für ein Foto als Erinnerung an diese zumindest für die Urlauberin außergewöhnliche Begegnung.
Kingsley trägt eine Blumenkette über seinem Bühnen-Outfit, denn seine Wurzeln hat er im US-Bundesstaat Hawaii, genauer auf der Insel Ohahu in ihrer Hauptstadt Honolulu. Gutes Deutsch spricht er, weil er vor vielen Jahren die Schweiz zu seiner Wahlheimat gemacht hatte. Seine Liebe zum King of Rock ‘n’ Roll begann mit ungefähr 15 Jahren, erzählt er. „Im Prinzip haben mich die Leute zu dem gemacht, was ich heute bin. Sie haben immer wieder zu mir gesagt, ich sehe aus wie Elvis, und weil meine Gesangsstimme der von Elvis Presley auch sehr ähnlich war, sollte ich immer seine Musik spielen. Tja, und dadurch bin ich da so reingerutscht.”
Mit seiner Elvis-Show ist er mittlerweile in 52 Ländern der Welt aufgetreten und hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Performance erhalten. Es sind zudem die Details, die Kingsley von den vielen Tausend Elvis-Doubles weltweit unterscheiden. Das weiße Kostüm, das er trägt, gleicht nicht nur eins zu eins dem Original-Outfit von Elvis Presley in seinen späteren Jahren, es ist zudem vom persönlichen Schneider des Kings gefertigt worden. Mike McGregor habe er kennengelernt, als er Mitte der 1990er Jahre in Las Vegas auf der Bühne gestanden habe. „Das ist alles handgemacht von Mike. Er ist mittlerweile leider verstorben.” Kingsley öffnet den schweren Gürtel des Kostüms und zum Vorschein kommt eine handgeschriebene Widmung von McGregor. Einer der vielen goldenen Ringe an Kingsleys Hand habe der King sogar höchstselbst an einem seiner Finger getragen, erklärt er weiter.
Neben dem persönlichen Schneider des Kings hat Kingsley im Laufe der Jahre viele von den Musikern und Sängerinnen kennengelernt, die damals mit seinem Idol zusammengearbeitet haben. Irgendwann seien dann Freunde, Bekannte und Familienangehörige von Elvis Presley dazu gekommen. 2017 habe er sogar für dessen Ex-Frau Priscilla Presley hier auf Mallorca Musik gemacht. „Wenn es im Englischen so etwas wie ,per Du sein’ gebe, dann wären wir per Du”, lacht Kingsley und ergänzt: „Ich war insgesamt 26 Mal in Graceland, Elvis’ Anwesen in Memphis. Seinen Geburtsort Tupelo habe ich ebenfalls besucht. Ich habe mir angeschaut, wo er zur Schule gegangen war und so weiter.”
Kingsley lebt sichtlich das, was er auf der Bühne darstellt. Würde man ihn im Restaurant oder auf der Straße treffen, hätte er zwar nicht das schwere Bühnen-Outfit an, die „Elvis-Tolle” würde allerdings trotzdem sitzen und auch sein Kleidungsstil wäre ebenfalls stets eine Hommage an den legendären Musiker. Der Amerikaner mit doppelter, also auch Schweizer, Staatsbürgerschaft wirkt nicht wie jemand, der ein Kostüm trägt. Vielmehr bekommt man das Gefühl, die Grenzen zwischen dem „King” und dem „Kingsley” sind fließend. „Wenn ich im Supermarkt stehe, dann zeigen kleine Kinder auf mich und sagen: Mama, guck mal, da ist Elvis. So viele Jahre nach seinem Tod kennen die Kinder noch heute seinen Namen. Das ist unglaublich. Ich versuche einfach nur dieses Andenken in Ehren zu halten.”
Dass Elvis Presley tatsächlich 1977 im Alter von 42 Jahren gestorben ist, dessen ist sich Kingsley aller Gerüchte zum Trotz ziemlich sicher. „Ich habe den Menschen kennengelernt, der ihn damals bestattet hat. Also ja, Elvis ist damals leider wirklich gestorben.” Die Maschinerie rund um die Ikone Elvis Presley sei allerdings auch 44 Jahre nach seinem Tod noch immer gigantisch, ergänzt Kingsley. Auch für ihn gebe es im kommenden Jahr wieder einiges zu tun.
Im Januar geht es für den Musiker, der in der Schweiz auch als Musiklehrer arbeitet, für drei Wochen nach Arizona, um dort jeden Abend eine Elvis-Show zu spielen. Im Februar wartet dann die südamerikanische Insel Curaçao auf den Tribut Artist. „Danach komme ich wahrscheinlich erst einmal wieder nach Mallorca. Die Insel ist für mich die pure Entspannung. Hier hab ich alles, was ich brauche. Deswegen lebe ich jetzt auch hier.”