Son Espanyol heißt das rund 10 Hektar große Anwesen, etwa vier Kilometer nördlich von Palma an der Straße nach Valldemossa gelegen. Seit 2002 beherbergt es Mallorcas einzigen Gewerbepark namens Parc Bit für Unternehmen aus der ID-Branche („investigación y desarrollo”, deutsch: Forschung und Entwicklung).
Innovativ ging es auf diesem Flecken Erde immer schon zu. So errichteten die Mauren dort im 10. Jahrhundert eine Art Windkraftanlage aus bis zu acht Mühlentürmen, um das im Winter als reißender Wildbach übers Grundstück rauschende Regen- und Tauwasser aus den Bergen mittels hydraulischem Pumpensystem aufzufangen und in die Hauptstadt weiterzuleiten.
Von diesem mittelalterlichen Hydro-Windpark ist heute natürlich nichts mehr zu erkennen, dafür reckt der Fortschritt auf Son Espanyol seinen Kopf heutzutage in Form von einem Dutzend Weltraumsatelliten-Schüsseln in den Himmel, die das Unternehmen „Omni Access” dort für ihren globalen Superyachten-Kommunikationsservice installiert hat.
Omni Access ist eines von mehr als 100 Unternehmen, die sich in dem von der öffentlichen Stiftung Fundació Bit der Landesregierung verwalteten Gewerbepark angesiedelt haben. Auf rund eine Millarde Euro beziffert Parc-Bit-Direktor Antonio Roig den Gesamtumsatz, der von den Mietern in dem schwarzgläsernen Bürohaus-Ensemble pro Jahr generiert wird. Zu ihnen gehören neben App-Entwicklern, Sofware-Programmierern und Datenbank-Konstrukteuren auch Unternehmen aus der Tourismusbranche wie beispielsweise die deutsche Tui, die im Parc Bit ein Reservierungsmanagement-System betreibt.
Oder die Firma Any Solution, die jüngst unter dem Namen „Dates” ein Pionier-Projekt zum europaweiten Austausch von Tourismus-Daten vorstellte, mit dem es in naher Zukunft möglich sein soll, EU-weit Informationen zwischen Hotels, Restaurants, Autovermietungen und Reisebüros auszutauschen und deren Effizienz im jeweiligen Sektor zu steigern. Klingt fortschrittlich, keine Frage.
Das 20-jährige Parc-Bit-Jubiläum soll dennoch nicht groß gefeiert werden. „Es werden Fachtagungen und ein paar interne Veranstaltungen stattfinden”, sagt Antonio Roig. Die breite Öffentlichkeit werde davon aber kaum etwas mitbekommen. Derzeit konzentriere man sich in der Verwaltungsstiftung vor allem auf die Akquise von Neukunden. „Viele Unternehmen haben ihre Büros im Gewerbegebiet während der Corona-Pandemie aus Kostengründen schließen müssen. Auch wenn einige von ihnen mittlerweile wieder zurückgekehrt sind”, so Roig. Interessierte Firmen kritisierten in der Vergangenheit vor allem, dass das hinter der Balearen-Uni versteckte Areal zu weit vom Schuss liegen würde und mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu erreichen sei.
Doch das soll sich im kommenden Jahr radikal ändern. „Mit der Verlängerung der Metro-Linie von Palmas Stadtzentrum und einer eigenen Haltestation wird der Gewerbepark an Attraktivität gewinnen”, hofft Parc-Bit-Chef Roig. Zudem wolle die Landesregierung mit günstigeren Büromieten und zusätzlichen Serviceangeboten weitere Anreize schaffen, um neben einheimischen vor allem ausländische Unternehmen der Branche anzulocken. Dazu gehören unter anderem die kostenlose Hilfestellung bei der Beantragung von Fördermitteln aus der unübersichtlichen Zahl von EU-Investitionstöpfen. Dies soll insbesondere kleinen Startup-Unternehmen zugutekommen, die in der zur Stiftung gehörenden Brutkasten-Abteilung namens „Emprenbit” von Unternehmensexperten beraten und begleitet werden.
Infos für interessierte Unternehmen gibt es unter www.parcbit.es