Dass Kindern ihre Eltern im Alter unterstützen oder gar pflegen, ist auf Mallorca weit verbreitet. Das krasse Gegenteil hatte allerdings eine ehemalige Professorin der Universität der Balearen im Sinn. Sie versuchte, die Wohnung ihrer 90-jährigen Mutter in Palma in Brand zu setzen. Dafür wurde sie nun zu 30 Tagen Sozialarbeit verurteilt. Eine Entschädigung muss sie nicht zahlen, weil die verursachten Schäden nach Ansicht der Richterin nicht quantifizierbar waren. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre Haft, die private Nebenklage sogar neun Jahre Gefängnis gefordert.
Die Untat liegt gut drei Jahre zurück. Am 2. Dezember 2019 war die Akademikerin nachts gegen 1.20 Uhr mit zehn Schachteln Streichhölzern zur Wohnung ihrer Mutter gezogen. Laut Gerichtsurteil hatte sie beabsichtigt, ihre Mutter „einzuschüchtern“. Sie zündete ein Stück Karton an und versuchte, es unter der Wohnungstür durchzuschieben. Die herbeigerufene Nationalpolizei begab sich sofort zu dem Gebäude und bemerkte einen starken Rauchgeruch. Sie schlichen die Treppe hinauf und erwischten die Frau mit einem brennenden Karton auf dem Treppenabsatz. Als die Ex-Professorin die Beamte bemerkte, versuchte sie, ihnen zu entkommen. Sie rannte im Treppenhaus nach oben, wurde aber nach wenigen Metern von einem Polizisten eingeholt und festgenommen.
Wie sich herausstellte, war die Frau zuvor schon fünf Mal von ihrer Mutter angezeigt worden. Sie wurde beschuldigt, eine Vollmacht, eine Schenkung der Wohnung und ein Testament zu ihren Gunsten erschlichen zu haben, indem er sich in einem Notariat in Barcelona als ihre Mutter ausgab. Den Ermittlern zufolge legte die Angeklagte dabei eine beachtliche kriminelle Energie an den Tag: Sie verkleidete sich und verwendete Dokumente, die sie ihrer Mutter gestohlen hatte.