Das Veranstaltungsgelände Son Fusteret hat bereits seit dem 24. Februar Palmas größten Jahrmarkt, die Fira del Ram, zu Gast. Wie jedes Jahr dient das Gelände, für knapp zwei Monate, als riesige Spielwiese für große und kleine Menschen. Um die 150 Fahrgeschäfte und Buden sind aufgebaut, an denen man sich austoben kann: vom Riesenrad bis zur Schiffsschaukel, vom Autoscooter zur Berg- und Talbahn und von Losbuden zu kinderfreundliche Achterbahnen.
Die Fira del Ram ist eine direkte Anspielung auf den "Diumenge del Ram" (Palmsonntag, 3. April), das religiöse Fest, das den Beginn der "Setmana Santa" (Karwoche) markiert. Der Ursprung des Jahrmarktes liegt jedoch in einer sehr alten und verehrten Heiligendarstellung, die noch heute im Kloster La Concepció in Palma aufbewahrt wird: die Santa Faz, auch Veronika genannt. Wie der Historiker Gaspar Valero der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" berichtet, beherbergte das Kloster Santa Margalida, das sich neben dem ehemaligen Militärkrankenhaus in Palma befindet, die Darstellung der heiligen Veronika, was zu überwältigenden Menschenansammlungen führte. Der Legende nach reichte die Heilige Viktoria Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung ein Tuch, mit dem er sich den Schweiß und das Blut vom Gesicht wischte und somit einen Abdruck seines Antlitzes auf dem Stoff hinterließ.
Dem zu Ehren wurde die Veronika-Darstellung, die von der heiligen Stadt Rom gespendet wurde, an drei Feiertagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Palmsonntag, Karmittwoch und Mariä Geburt. Der Andrang vor dem Kloster Santa Margalida war am Palmsonntag so groß, dass Händler im Kreuzgang des Klosters damit begannen, Stände aufzubauen und sowohl Lebensmittel als auch Passionsfiguren und Spielzeug zu verkaufen. Mit der steigenden Anzahl der Besuchermassen wurde schließlich der Platz für die Verkaufsstände immer enger, sodass die Kaufleute sich auf der Straße Sant Miquel vor dem Kloster ausbreiteten und somit die Fira del Ram entstand.
Im Jahr 1837 mussten die Augustinerinnen mit all ihren Möbeln, Habseligkeiten und der Heiligen-Reliquie in das Kloster La Concepció in die gleichnamige Straße umziehen. Am Palmsonntag folgten ihnen auch die Markthändler, doch die Straße war zu schmal für die Menschenmassen und das Geschubse, woraufhin der Stadtrat entschied, die Fira del Ram 1858 auf die Ramblas zu verlegen, so Gaspar Valero. Die erste mechanische Attraktion, ein Karussell, wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf der Rambla-Promenade errichtet und lockte wenige Zeit später immer mehr Unternehmen vom Festland an, die ihre Fahrgeschäfte bei der Fira del Ram aufstellen wollten.
Dort fand der Jahrmarkt bis in die 1960er-Jahre statt, bis die Oster-Kirmes, nach zwei weiteren Standortwechseln, ihren derzeitigen Standort auf dem Festplatz in Palmas Gewerbegebiet Son Fusteret fand. Die heilige Viktoria kann man auf der Fira del Ram heute zwar nicht mehr bewundern, doch die Fahrgeschäfte, riesigen Kuscheltier-Gewinne und Zuckerwatte rufen zweifellos Glücksgefühle bei den Besuchern hervor.