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Schätze in der Garage: Dieser Mann hütet die letzten auf Mallorca gebauten Oldtimer

Toni Batle hat in seiner Garage vier alte Lorycs. | P. Pellicer

| | Palma, Mallorca |

Es gab einmal eine Zeit lange vor dem Tourismusboom, da wurden auf Mallorca tatsächlich Autos hergestellt: 1922 und 1923 fertigten die Unternehmer Fernando Alzamora, Rafael de Lacy und Antonio Ribas in einer Fabrikhalle in Palma Pkw mit dem Markennamen Loryc. 84 Wagen wurden zusammengeschraubt, die Menschen nannte diese "Sardinen". Dann war, weil sich das Ganze nicht rechnete, knall auf fall Schluss. Die Firma musste Konkurs anmelden.

Genau 100 Jahre ist das jetzt schon her, und man könnte meinen, es gebe von diesen Lorycs gar keine mehr. Doch ach, im Dörfchen Son Servera im Osten der Insel stehen versteckt in einer Garage noch immer gleich vier dieser mit Speichenrädern versehenen Gefährte. Der 87-jährige ehemalige Busunternehmer Toni Batle hütet sie seit Jahrzehnten wie seine eigenen Augäpfel. Sie glänzen, als wären sie gerade erst aus der Fabrik gerollt. „Nicht für alles Gold dieser Welt würde ich einen von ihnen verkaufen”, sagte der Autonarr jüngst der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”. Ohnehin wisse er nicht, welcher der Lorycs ihm am besten gefällt, so Batle.

Ein altes französisches Edelgefährt jedoch – der Senior hat noch weitere Oldtimer in seinem Besitz – veräußerte er erst kürzlich für immerhin 600.000 Euro an einen ebenfalls vom Sammelfieber gepackten US-Amerikaner. Der Loryc gehört zu Mallorca wie die Ensaimada, das schwarze Schwein oder die sandigen Quely-Kekse, und Toni Batle will dieses industrielle Erbe unbedingt auf der Insel halten. „Wir müssen das Eigene verteidigen.” Wie der Deutsche Charly Bosch, der seit einigen Jahren Elektro-Lorycs herstellt, fühlt sich der alte Mann aus Son Servera der Traditionsmarke engstens verbunden. Batle ist der Faszination der Lorycs derart verfallen, dass er sogar jedes einzelne der edlen Stücke an seinem Geräusch erkennen kann.

Der rührige Rentner, ließ gegenüber "Ultima Hora" nicht unerwähnt, dass das Tuckern des Loryc-Motors symphonische Musik in seinen Ohren ist. Wobei ihm herzlich egal ist, dass die Gefährte nicht zu den schnittigsten oder gar luxuriösesten ihrer Zeit gehörten: Mehr als 140 Stundenkilometer erreichte keines der kantig-praktischen Autos. Dass Toni Batle auch etliche historisch bedeutsame Dokumente rund um die Herstellung des Insel-Autos archiviert hat, versteht sich angesichts seiner Hingabe nachgerade von selbst.

Dass es sich in Sachen Loryc nicht nur um Zuneigung, sondern um echte Liebe handelt, stellte der Rentner bereits vor 20 Jahren unter Beweis: Damals fabrizierte Toni Batle mit seinen eigenen Händen für einen Enkel eine Loryc-Miniaturausgabe mit Elektromotor.

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