Sie surren einem am Ohr, saugen das Blut aus und hinterlassen juckende Quaddeln. Viele Mallorca-Urlauber und Residenten werden es in diesen Tagen bemerkt haben: Die Mücken sind los. Wie sehr helfen Zitronella-Kerzen, ätherische Öle wie Lavendel oder chemische Mittel zum Auftragen auf die Haut wirklich? MM hat mit dem Biologen und Ökologen Dr. Norbert Becker gesprochen, der seit Jahrzehnten in Deutschland, Europa und sogar Indien zum Thema Mücken forscht.
"Wenn Sie daran glauben, hilft es", antwortet er mit einem herzhaften Lachen und erklärt weiter: "Diese Mittel schaden nicht, aber sie lösen das Problem auch nicht im Kern." Seiner Meinung nach ist es das Wichtigste, Mücken aller Arten die Brutstätten zu nehmen. Das bedeutet, dass im Garten oder auf dem Balkon und der Terrasse jede noch so kleine Wasseransammlung eliminiert werden sollte. Zu finden sind sie in Gießkannen, Eimern, Blumentöpfen und -untersetzern, aber auch in Abflüssen mit stehendem Wasser. Sie sollten gründlich ausgewaschen und so gelagert werden, dass sich erst gar kein Wasser ansammeln kann. Vor allem die in Deutschland typischen Regentonnen bilden eine gute Brutstätte für Mücken jeder Art.
Ätherische Öle "schaden nicht und halten die Tiere ein wenig ab", meint der Experte. So kann man Lavendel- oder Zitronella-Öl auf die Haut auftragen, oder auch entsprechende Pflanzen im Garten aufstellen. Lavendel, Zitronenmelisse und Basilikum strömen Düfte aus, die den Mücken gar nicht gefallen. Ebenso verhält es sich mit Räucherstäbchen, Zitronella-Kerzen oder Rauch-Spiralen. In Supermärkten, Drogerien und China-Warenläden auf Mallorca gibt es Auswahl in Hülle und Fülle. Auch lange Kleidung zu tragen, kann Abhilfe schaffen. "Je weniger nackte Haut angeboten wird, desto besser." Ebenfalls empfiehlt er, an Türen und Fenstern Netze oder Gitter anzubringen, oder zu Repellent-Sprays wie Autan zu greifen. Was dem Einzelnen helfen kann, ist von vielen Faktoren abhängig, ordnet Becker ein.
Der 73-Jährige hat sein Leben der Mückenbekämpfung gewidmet. "Jeder Mensch hat sein individuelles Duftbouquet, das die Insekten mehr oder weniger anlockt." Es besteht aus Schweiß, Körpertemperatur und Hormonhaushalt. "Das Kohlenmonoxid, das wir beim Atmen ausstoßen, zieht die Mücken an, denn sie wissen: Wo geatmet wird, gibt es Blut", beschreibt er. Stechen tun dabei nur die Weibchen, das Blut benötigen sie zur Eiablage.
Als besonders störend wird auf Mallorca die Tigermücke empfunden. Man erkennt sie an den weißen Streifen am Körper. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie – im Gegensatz zu anderen Arten – auch tagsüber zusticht. Ursprünglich kommt sie aus Asien und wurde vor Jahren an Bord von Frachtschiffen nach Mallorca eingeschleppt. Mittlerweile macht sie sich auch in Deutschland breit, vor allem im Oberrheingebiet, aber sie wurde auch in Berlin nachgewiesen. Bisher stellt sie keine akute Gefahr dar, Krankheiten zu übertragen, meint der Mückenforscher: "Es kann aber ein Thema werden." Denn das Dengue-Fieber wurde bereits nachweislich in Italien, Frankreich und im Norden Spaniens durch Tigermücken übertragen. Er ergänzt, dass Mücken bis zu 20 Virusarten übertragen können.
Auch wenn sie zweifelsohne Plagegeister sind, hört man bei dem Forscher auch fast ein wenig Bewunderung für die Tiere heraus. Zum Beispiel während er erzählt, wie sie sich überhaupt interkontinental so massiv ausbreiten konnten. Die Mücken nutzten dazu vor allem alte Autoreifen, in denen häufig ungeachtet der Wetterbedingungen Wasser steht – für Mücken die ideale Brutstätte.