Manchmal muss man auch auf Mallorca Feuer mit Feuer bekämpfen, und manchmal Monster mit Monster. Wenn ein Großbrand im Wald lodernd wütet, dann kann man ihm nur noch mit einem ebenso donnernden Flugzeug niederringen. Um Punkt 12.12 Uhr hat am Montag der Pilot die Motoren der Löschmaschine der spanischen Waldbrandflieger in Port de Pollença angeworfen. Die beiden Propeller der "Reino de España 43.25" drehen sich erst langsam, dann immer schneller, bis sie das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmen kann.
Mit einem Ruck setzt sich die Maschine vom Typ Canadair in Bewegung und stößt dabei einen ohrenbetäubenden Lärm aus. In der Luft riecht es nach verbranntem Kerosin. Wie ein schwerfälliger Koloss rollt das Flugzeug auf der abgeschrägten Betonplattform der Marinebasis sachte ins Meer, zuvor hat ein Motorboot der Küstenwache die Hafenausfahrt von Booten und Yachten mit schaulustigem Publikum freigeräumt.
Mehrere Tausend Zuschauer sind am Montagmittag, dem Feiertag der Arbeit, nach Pollença in den Inselnorden geströmt, um das Spektakel rund die Wasserflugzeuge in der Bucht zu erleben. Die Molen sind dichtgedrängt von Menschen, Familien halten ihre Kleinkinder in die Höhe, Väter und Großväter nehmen den Start des wespengelben Löschflugzeugs per Mobiltelefon auf Video auf.
Im Hafenbecken fährt der Pilot die Räder der Maschine ein, dann treibt die Canadair mit vorerst leichter Schlagseite im Wasser, währen die rotierenden Propeller das Flugzeug mal nach links, mal nach rechts tänzeln lassen, als ob es sich dem Publikum von allen Seiten präsentieren möchte.
Nun passiert länger wenig, das Flugzeug rauscht mit mittlerer Geschwindigkeit über das Meer, um die Tanks mit Meerwasser zu füllen. Da gibt der Pilot Gas, der Motor heult auf, die Canadair schießt über das Wasser, Gischt spritzt, dann erhebt sich der metallene Vogel mit einem Mal brummend in den Himmel und wirkt auf einmal ungeahnt grazil und wendig im Blauweiß über der Bucht. Die Menschen applaudieren spontan, Kinder jauchzen und frohlocken, der Erfolg der Show ist garantiert.
Damit nicht genug, vollführt der geflügelte Himmelskörper mehrere Runden über dem Nass, geht in den Sinkflug, zischt vor den Augen der Zuschauer kieltief durch das Wasser, nimmt wieder Höhe auf, vollführt eine Runde und lässt dann die gesamte Ladung Ballast wie eine zentrierte Regenflut dicht in der Nähe des Publikums im Meer niedergehen. Viele "Ahs" und "Ohs" steigen in den Himmel.
Jeder bekommt eine Ahnung, mit welcher Wucht die Wassermassen zielgenau in einem brennenden Wald niederkrachen, wenn dem nötig sein sollte. Zu diesem Zweck müssen die Waldbrandflieger immer wieder trainieren. Sie verbrennen dabei eine Menge an Treibstoff, aber das ist der Preis, wenn man die Wälder nicht in Asche legen möchte.
Nach mehreren donnernden Runden fliegt der Pilot noch einmal ganz dicht an den Menschen vorbei, lässt die Flügel mal nach rechts, mal nach links auf- und abwippen. Es ist das Abschiedswinken der Maschine, die dann wieder zu ihrem Stützpunkt an die spanische Ostküste zurückkehrt. "Kommt das Flugzeug nicht wieder?", fragt ein Kind seine Mutter, die extra aus Palma angefahren kam. Nein, sagt die Mutter. Und jeder weiß, dass die Canadair spätestens im Falle eines Waldbrandes wieder rasch zur Stelle sein dürfte.