Selbst im ausgesprochen heißen Sommer des vergangenen Jahres kam dies nicht vor. Bereits Ende Juni ist das Meer rund um Mallorca viel zu warm. Laut dem balearischen Küstenbeobachtungszentrum Socib handelt es sich um immerhin 2,6 Grad. Im Schnitt lag die Temperatur am Montag bei 24,97 Grad. „Nahe der vorgelagerten Insel Dragonera wurden sogar schon 28,2 Grad gemessen”, so Miquel Gili vom spanischen Wetteramt Aemet gegenüber MM.
„Normal sind 22 bis 24 Grad.” Es sei halt so, dass der Klimawandel Jahr für Jahr spürbarer werde. Was die aktuelle Situation angehe, so habe dies mit einer ungewöhnlichen Erwärmung bereits im März und April zu tun, so der Meteorologe Gili. „Wir rechnen mit einer Wassertemperatur von mehr als 30 Grad im August.” Das werde sich dann so anfühlen wie bereits im vorigen Jahr.
Dass sich die Entwicklung auf Flora und Fauna auswirke, sei klar. „Das natürliche Gleichgewicht ist in Gefahr, bislang hier wenig bekannte Tierarten tauchen verstärkt auf.” Die Wasserschildkröte, die jüngst am Can-Pere-Antoni-Strand in Palma Eier abgelegt hatte – ein auf Mallorca bislang seit Menschengedenken nicht registrierter Vorgang – sei dafür ein Beispiel.
Domingo Bonnín vom balearischen Fischerverband sieht das Ganze nicht so dramatisch: „Erst wenn das Meer fünf Jahre hintereinander so warm wie jetzt ist, kann man von einer Veränderung sprechen”, so der Experte gegenüber MM. Das sei jedoch noch nicht der Fall. Deswegen würden die Fischer bislang auch keine großen Veränderungen bemerken. Zwar seien durchaus mehr orientierungslose Blauhaie in Küstennähe gesehen worden, doch das sei kein Anzeichen für einen grundlegenden Wandel.
Das Seegras, das Heimat vieler Fischarten ist, sei zwar sensibel, aber dennoch durchaus widerstandsfähig. Sollte sich der Wärmetrend jedoch jahrelang festsetzen, müsse man sich Sorgen machen, so Domingo Bonnín. Aber anders als das Land sei das Meer nunmal weiterhin ein Areal, für den vor allem der Bereich der Mutmaß-ungen gelte.
Doch die Tatsachen sprechen im Augenblick ihre eigene Sprache. Auch jenseits des Mittelmeers wundert man sich über zu hohe Wassertemperaturen. Einem Bericht der „Bild”-Zeitung zufolge ist die Nordsee momentan sogar etwa fünf Grad wärmer als üblich. Das gelte auch für andere Teile des Nordatlantiks. Miquel Gili von Aemet sieht eine Verschiebung von Hoch- und Tiefdruckgebieten als Grund dafür. Vor allem das Azorenhoch werde immer größer. Dadurch entstehe weniger Wind und dadurch auch weniger Seegang. Deshalb durchmische sich das warme Oberflächenwasser weniger mit dem kälteren Wasser in größeren Tiefen.
Die Wurzel des Ganzen ist nach Überzeugung von Forschern jedoch wie auch rund um Mallorca der fortschreitende Klimawandel.