Nach dem dritten Angriff innerhalb von zwei Wochen einer Schwertwal-Herde auf eine Segelyacht, die zur internationalen Regatta Copa del Rey Mapfre in Palma unterwegs war, wächst die Angst, dass es sich dabei um eine gezielte Aktion von Orcas handelt, die es speziell auf Regattaboote abgesehen hat. Der vorerst letzte Angriff ereignete sich wie die beiden vorherigen in der Straße von Gibraltar auf Höhe der spanischen Hafenstadt Estepona, etwa 22 Seemeilen östlich der englischen Enklave. Und ebenso wie bei den anderen beiden Booten, beschädigten die Schwertwale auch dieses Mal die Ruderanlage des Segelbootes, das anschließend einen Notstopp im Hafen von Valencia einlegen musste, um die Schäden zu reparieren. Ein Zufall?
„Ja, reiner Zufall“, ist sich Journalist, Buchautor und Hochseesegler Thomas Käsbohrer sicher, der seit Jahren die Zusammenstöße von Orcas und Segelbooten entlang der europäischen Westküste bis in die Meerenge von Gibraltar verfolgt und untersucht. In seinem in diesem Jahr erschienenen Buch „Das Rätsel der Orcas“ ist er den Gründen des sonderbaren Verhaltens der Tiere nachgegangen. „Schwertwale habe keine besondere Ab- oder Zuneigung zu Regattabooten. Und noch weniger dürfte das Ziel der Boote für ihr Verhalten eine Rolle spielen. Das ist vollkommener Quatsch. Orcas interagieren in fast allen Fällen mit Segelyachten zwischen acht und 15 Meter Länge“.
Auch die in vielen Medien dieser Tage geschürte Angst, dass die Killer-Wale jetzt beginnen, auch im Mittelmeer ihr Unwesen zu treiben, sei nach Meinung von Käsbohrer derzeit an den Haaren herbeigezogen. „Eine momentan waschechte Sommerloch-Story“, so der Autor. Orcas erreichen Geschwindigkeiten von knapp 60 Stundenkilometern. Um von Gibraltar mal kurz nach Estepona zu schwimmen, brauchen sie 40 Minuten wenn sie wollen. Das heißt aber noch längst nicht, dass sie jetzt ganz sicher plötzlich vor Mallorca auftauchen“.