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Ausgaloppiert? E-Kutschen könnten auf Mallorca bald Vierbeiner ersetzen

Tierschützer befürworten das, denn sie kritisieren bereits seit Jahren die Bedingungen, denen die Pferde ausgesetzt sind

Könnten auf Mallorca bald der Vergangenheit angehören: Pferdekutschen. | Archiv

| Palma, Mallorca |

Die Pferdekutschen, die in Palma die Touristen zur Bespaßung von A nach B transportieren, stehen schon seit Jahren in der Kritik. Besonders aufgrund anhaltender Hitzewellen, wie kürzlich im Juli, geraten sie immer wieder in den Fokus. Jetzt soll es allerdings eine mögliche Alternative geben, um die Pferde abzulösen: Auf Mallorca wurde am 31. März vom spanischen Verkehrsministerium die Nutzung von Elektrogefährten zugelassen. Hinzu kommt, dass die abgewählte Linksregierung der Stadt für 2024 sogar ein Verbot der Kutschen beschloss.

Tierschützer befürworten das, denn sie kritisieren bereits seit Jahren die Bedingungen, denen die Pferde ausgesetzt sind. So auch die Tierschutzpartei Progreso en Verde. Sie sagt, dass extreme Temperaturen, Stress, lange Dienstzeiten, und Lärm für das Leiden der Tiere verantwortlich seien. So kam es in der Vergangenheit vermehrt vor, dass die Pferde auf offener Straße zusammenbrachen. Die im Mai abgewählte Linksregierung hatte deshalb unter anderem festgelegt, dass die Pferde bei Hitzewarnungen ab Stufe Gelb keine Kutschen mehr ziehen dürfen.

Die schweizerische Tierschützerin Simona Sigmund, die selbst unter anderem zwei gerettete Pferde namens Picasso (22) und Palma (20) aufgenommen hat, findet die Elektroalternative erst einmal gut: „Es ist alles eine Lösung, was die Pferde von ihrem Elend befreit. Jedoch mache ich mir große Gedanken darüber, was mit den Pferden danach passiert.” Diese Ängste kommen nicht von irgendwo: Im vergangenen Jahr etwa sagte der Vorsitzende des Verbands der Pferdekutscher, Manuel Vargas, dass die Tiere zum Schlachter kommen würden, wenn man auf E-Kutschen umrüsten würde.

Guillermo Amengual, Vorsitzender von Progreso en Verde, unterstützt neben der vollständigen Abschaffung der Pferdekutschen auch die sogenannten Elektro-Tuk Tuks, die bereits in Madrid erfolgreich im Umlauf sind. Laut Amengual sei ein Entzug der Lizenzen bei einer Häufung von Verstößen ebenfalls eine Option. Tierfreundin Simona Sigmund hat eine klare Haltung zum Thema: „Es darf nicht erst 2024 etwas passieren. Wegsehen ist keine Lösung.” Sie selbst versucht öfters Touristen anzusprechen, um ihnen die bittere Realität der Pferde zu verdeutlichen. So konnte sie bereits einige von einer Kutschfahrt abbringen. „Das ist ein Gewinn für mich”, sagt sie stolz.

Und so sollen sie aussehen, die E-Kutschen auf Mallorca.

Guillermo Amengual berichtet von ähnlichen Erfahrungen: „Wenn der Zustand der Pferde bekannt wäre, würden die meisten Touristen nicht in die Kutsche steigen.” Er berichtet, dass es schon vorgekommen sei, dass Urlauber, die nach einer Fahrt die Infoplakate seiner Partei gesehen hatten, sich schämten und sich entschuldigten. Progreso en Verde möchte auch weiterhin in der Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisieren, um dem Leid der Pferde ein Ende zu setzen.

In Palma gibt es derzeit 23 Lizenzen für die Kutscher: Fünf Kutschen befinden sich an der Playa de Palma, die anderen im Zentrum an der Kathedrale und der Straße Conquistador. Die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtete jüngst, dass 17 Kutscher in Alcúdia und Muro im Inselnorden auf E-Fahrzeuge umsteigen wollen. In Palma hingegen hat bis jetzt noch kein Pferdekutscher einen solchen Antrag gestellt. Der Hintergrund: Bislang müssen die Kutscher selbst für die Kosten aufkommen. Ganze 50.000 Euro soll die Alternative ersten Schätzungen zufolge kosten.

In China und Deutschland sind E-Kutschen bereits erfolgreich im Einsatz. Die Gemeinde Alcúdia hat nun ihrerseits Kontakt zu Herstellerfirmen in Deutschland, Mexiko und auf dem spanischen Festland aufgenommen und möchte so den Fahrern entgegenkommen, die für sich die elektronische Alternative anschaffen wollen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Palma den Kutschern unter die Arme greifen wird. Fakt ist: Das Thema polarisiert, doch es scheint, dass die Politik an Optionen arbeitet.

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