Wenn man sehnsuchtsvoll auf die Insel fliegt und dann feststellt, dass an dem Ort, wo man eine Wohnung hat, Hausbesetzer zugange sind, ist man selbstredend geplättet. Dies passierte vor etwa zwei Monaten einem im Raum Köln wohnhaften MM-Leser, der lieber anonym bleiben möchte. Er bemerkte, dass eine der Parterrewohnungen in einem Vierparteiengebäude im Ferienort Port Verd bei Cala Bona, in welchem auch er mehrfach im Jahr wohnt, von sogenannten Okupas besetzt worden war.
Und nicht nur das: Die bekannte Sicherheitsfirma Prosegur hatte dort gleich fünf Schilder angebracht, die ausgerechnet die besetzte Wohnung als geschützt ausweisen. Und das, obwohl Türen aufgebrochen und sogar versucht worden sei, den Zählerschrank aufzubrechen. Hinter der Aktion stecken offensichtlich die Okupas. „Das Gespräch mit Prosegur blieb ohne Ergebnis”, so der Teilzeitresident gegenüber MM. Man habe auf die Zentrale des Unternehmens in Madrid verwiesen. Die Okupas hätten offenbar einen Fake-Mietvertrag vorgelegt. Seitdem sei in der Angelegenheit nichts weiter passiert.
„Es handelt sich um eine Wohnung der Bad Bank Sareb”, so der MM-Leser. Die Sareb ist eine Auffanggesellschaft, die im Krisenjahr 2012 auf Druck der EU, des Weltwährungsfonds IWF und der europäischen Zentralbank EZB gegründet wurde. Die Bad Bank war eine Bedingung für eine Zahlung von 100 Milliarden Euro aus dem Rettungsschirm an Spanien. Das Land stand damals wie auch Griechenland am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs.
Während der Krise nahm die Zahl von Immobilienbesetzungen zu – auch auf Mallorca. Und auch nach dem Ende der Probleme drangen immer wieder Unbekannte in Wohnungen und Häuser ein. Und tun dies weiterhin. Dabei scheuen sie nicht vor trickreichem Vorgehen zurück. In Costa de la Calma – ebenfalls eine von vielen Deutschen bewohnte Siedlung – gab es im Frühling etwa einen Fall, bei dem Okupas als „Beweis” einem Polizisten den Lieferbeleg einer örtlichen Pizzeria zeigten, auf der sowohl das Datum als auch die Adresse standen. Da zudem keine augenscheinlichen Einbruchspuren an der Haustür zu entdecken waren, zogen die Beamten unverrichteter Dinge wieder ab. Das spanische Recht „schützt” nämlich den Bewohner eines Hauses, wenn er nachweisen kann, dass er sich ohne gewalttätigen Zugang mehr als 48 Stunden im selbigen befindet. Wobei nicht die geringste Garantie besteht, dass die Polizei einen Okupa innerhalb dieser Zeit auch wirklich herausbefördert.
Also ist es schwierig, Besetzer wieder loszuwerden. Im Prinzip kann die Polizei die Hausbesetzer nicht ohne Gerichtsbeschluss aus der Wohnung holen. Ausnahmsweise kann sie dies jedoch tun, wenn sie auf frischer Tat ertappt werden – etwa wenn die Tat direkt von der Polizei beobachtet wird, wenn Nachbarn der Polizei melden, dass Personen in ein Haus eindringen, indem sie ein Fenster oder eine Tür aufbrechen, oder wenn eine Alarmzentrale darüber informiert wird, dass ein Einbruchsalarm im Gebäude ausgelöst wurde.
Was den Fall im Nordosten von Mallorca angeht, so liegen dem zuständigen Gericht in Manacor laut dem MM-Leser Anzeigen gegen die Besetzer vor. Aber auch eine Anzeige in umgekehrter Richtung sei erstattet worden. Die Situation ist verfahren, und im Übrigen dauern die Gerichtsverfahren in Spanien immer noch sehr lange. Und so dürften die Okupas weiter dort leben, zumal sie dem deutschen Bewohner zufolge womöglich über einen eigenen Stromgenerator verfügen.