Ungewöhnlich wenige Hobbyangler haben sich zu Beginn der Fangsaison am Freitag auf die Jagd nach dem begehrten Schermesserfisch, auf Mallorca schlicht Raor genannt, gemacht. Die Erklärung dafür hatte der Geschäftsführer der Vereinigung der Sportfischer auf Mallorca, Bernadí Alba, schnell ausgemacht: "Die ungünstigen Witterungsbedingungen mit hohem Wellengang und starken Winden", sagte er gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Egal ob vor Alcúdia, Ses Salines, dem Cap Blanc oder der Bucht von Palma, "Kollegen steckten mir allerorts zu, dass deutlich weniger Angler mit ihren Booten ausgelaufen sind, als für einen ersten Tag üblich ist". Auch für den Samstag, den zweiten Tag nach Aufhebung des Fangverbots, erwartet Alba aufgrund des vorhergesagten Unwetters nur wenige mutige Angler auf dem Meer.
Für die ganz Hartgesottenen unter den Anglern scheint sich das Auslaufen jedoch zu lohnen. Die bisher gefangenen Raor-Exemplare seien deutlich größer als jene aus dem Vorjahr, sagte Alba. "Es gibt mehr stattliche Männchen als grundsätzlich kleinere Weibchen." Damit diese auch brav anbissen, seien Garnelen in ausreichender Zahl vonnöten. Allein der Händler Can Sion in Portixol will zwischen Donnerstag und Freitag fast 50 Kilogramm dieser krummen Köder verkauft haben. "Ganz vorausschauende Angler geben inzwischen bereits Tage zuvor ihre Bestellung auf", sagte eine Verkäuferin gegenüber der Zeitung, "damit ersparen sie sich das Schlangestehen."
Der auf mallorquinischen Tellern äußerst beliebte Schermesserfisch darf nur in der Fangsaison, die bis 31. März 2024 andauert, aus dem Meer geholt werden. Und auch dann nur unter bestimmten Voraussetzungen. So sind beispielsweise im ersten Monat, also bis Ende Oktober, Jungfische bis 30 Zentimeter Länge tabu. Auch gilt für jeden Angler eine maximale Tagesquote, die nicht überschritten werden darf: 50 Exemplare. Letztlich darf auch nur der seine Leine auswerfen, der im Besitz eines gültigen Anglerscheins ist. Der Inselrat, der über die Einhaltung der Vorschriften wacht, schickt zur Kontrolle Boote und neuerdings auch Drohnen aufs Meer.