In Mallorcas Rathäusern sorgen streunende Katzen derzeit für Kopfzerbrechen. Grund ist das seit dem 29. September geltende Tierschutzreform-Gesetz in Spanien. Das sieht unter anderem vor, dass die Kommunen von nun an in der alleinigen Verantwortung stehen, sich um herrenlose Tiere zu kümmern. In der Praxis sind die Gemeindeverwaltungen damit beispielsweise verpflichtet, streunende Katzen aufzusammeln, sie zu kastrieren, mit einem Identifizierungs-Chip zu versehen sowie dafür zur sorgen, dass die Tiere in beschützten Kolonien aufwachsen und leben können.
Nach einem Bericht der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“ monieren viele Gemeindeverwaltungen auf der Insel die durch die Umsetzung der neuen Regelung anfallenden Mehrkosten. Insbesondere kleinere Kommunen, die keinen eigenen Tierarzt beschäftigen und auf externe Veterinär-Dienste angewiesen sind, fühlen sich finanziell überfordert. Ein von Ultima Hora befragter Sprecher der Stadtverwaltung von Palma bezifferte die geschätzten Mehrkosten auf über 100.000 Euro pro Jahr.
Der Bürgermeister von Maria de la Salut und Präsident des regionalen Verbandes der Gemeindeverwaltungen, Jaume Ferriol, plant die Einberufung einer Dringlichkeitssitzung zu diesem Thema, an der auch Vertreter der Inselräte, der Generaldirektion für Landwirtschaft der Regierung und der Tierärztlichen Hochschule teilnehmen sollen. "Mitte des Monats wird das Problem auch in der Versammlung der Bürgermeister diskutiert werden", erklärte er. Es sei ein besorgniserregendes Problem. „In Maria de la Salut haben wir einen Tierarzt, der Katzen kastriert und uns 90 Euro pro Weibchen in Rechnung stellt, aber es gibt einige Gemeinden im Pla de Mallorca, von denen ich weiß, dass sie im April oder Mai fast 8000 Euro an Tierschutzkosten bezahlt haben, und wir sprechen hier von kleinen Gemeinden", sagt Jaume Ferriol.
Eine dieser Gemeinden ist Algaida. Bürgermeisterin Margalida Fullana befürchtet, dass die Einhaltung des neuen Tierschutzgesetzes, je nachdem wie es gehandhabt wird, sehr hohe Kosten für die Gemeindekasse verursachen wird. „Wenn ein Besitzer sein Tier nicht behalten kann, muss er es, bevor er es aussetzt, bei der Stadtverwaltung abgeben, die sich dann um das Tier kümmern muss. Wenn es zu einer Welle von Aussetzungen kommt, ist das für eine Stadt wie die unsere eine untragbare Ausgabe. Allein das Einsammeln und die Pflege der Tiere im Heim kostet uns zwischen 40.000 und 50.000 Euro pro Jahr, ein Betrag, von dem wir wissen, dass er sich vervielfachen wird“, sagt sie.
Derzeit gibt es in den meisten Gemeinden keinen wirklichen Zensus von streunenden Katzen. So erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin von Alcúdia, Carme García: „In Alcúdia haben wir zwar kein öffentliches Katzenheim, aber es gibt viele Privatpersonen, die solche unterhalten. Manche mit bis zu 80 Katzen. Auf dem Papier sind etwa 1000 streunende Katzen in Alcúdia bekannt, aber wir wissen, dass die tatsächliche Zahl weit höher liegt", sagt sie.