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Nach tödlichem Fährunglück auf Ibiza: Staatsanwaltschaft geht von fahrlässiger Tötung aus

Die Familie des Verstorbenen klagt auf eine Entschädigung in Millionen-Höhe

Die Unglücksfähre beim Einlaufen im Hafen von Ibiza-Stadt. (Archivbild) | Archiv UH

| Mallorca |

Überraschende Wende im Fall des Fährunglücks im Sommer 2021 vor Ibiza, bei dem ein Mensch ums Leben kam. Nach Medienberichten sollen neben dem Skipper der Motoryacht, die mit einer Balearia-Schnellfähre beim Einlaufen in den Hafen kollidierte, jetzt auch deren Kapitän und erster Offizier wegen fahrlässiger Tötung auf die Anklagebank kommen. Ihnen drohen bei einer Verurteilung bis zu neun Jahren Gefängnishaft. Die Familie des Verstorbenen klagt zudem auf eine Entschädigung in Millionen-Höhe.

Das Unglück ereignete sich am 17. August 2021 um halb zehn Uhr nachts in der Nähe der Hafenmündung von Ibiza. Nach dem Bericht der Untersuchungskommission überrollte die von Formentera zurückkehrende Fähre ein achteinhalb Meter langes Motorboot mit einer Geschwindigkeit von 21 Knoten kurz vor der Einfahrt in den Puerto. Infolge des Zusammenstoßes starb einer der beiden an Bord befindlichen Männer der Privatyacht auf der Stelle, während sich dessen Skipper nur leichte Verletzungen zuzog.

Im Laufe der Unfalluntersuchung stellte sich heraus, dass der Yachtskipper bei dem Unfall unter Alkoholeinfluss gestanden hat. Und was noch viel schwerwiegender war: Er hatte die für Nachtfahrten vorgeschriebenen Navigationslichter nicht angeschaltet, womit seine Motoryacht in der Dunkelheit kaum auszumachen gewesen war. Der Fall schien somit klar.

Doch die Untersuchungskommission kam vor wenigen Wochen nun zum Schluss, dass auch der Fährkapitän sowie sein erster Offizier auf der Brücke das Unglück möglicherweise hätte verhindern können beziehungsweise die gleiche Schuld daran hatten. Grund: Die Motoryacht wurde von der Radaranlage der Fähre einige Zeit vor dem Zusammenstoß entdeckt und löste auf der Kommandobrücke ein entsprechendes Warnsignal aus. Sowohl der Kapitän als auch seiner erster Offizier ignorierten jedoch den Alarm, weil sie der Ansicht waren, dass der Grund dafür lediglich das „verirrte“ Schallsignal eines im Hafen liegenden Schiffes sei. Statt die Geschwindigkeit zu verringern und den Grund für den Alarm nachzugehen, hätte der Kapitän die Fahrt einfach fortgesetzt.

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