Mallorcas kleine Nachbarinsel Formentera durchläuft in diesen Tagen eine für ihre Verhältnisse große Regierungskrise. Am Donnerstagvormittag trat das Führungsgremium des regierenden Bündnisses aus Volkspartei PP und Compromís amb Formentera, kurz Sa Unió genannt, vor die Presse und verkündete den Parteiausschluss von Llorenç Córdoba. Der bekleidet derzeit immerhin das höchste politische Amt, das auf der Insel zur Verfügung steht: Er ist nicht nur Präsident des Inselrates, er ist zudem Landtagsabgeordneter.
Was war geschehen? Vor wenigen Tagen, so geht aus Meldungen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hervor, sah sich Córdoba offenbar genötigt, die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens (Volkspartei PP) um ein "zusätzliches Gehalt" zu bitten. Im Gegenzug soll er wenig diplomatisch verpackt in Aussicht gestellt haben, Prohens' Minderheitsregierung im Landtag zu unterstützen. Die lehnte die mutmaßlichen Erpressungsversuch ab, die Demontage des Inselratspräsidenten Formenteras nahm seinen Lauf.
In den nachfolgenden Tagen kam über sämtliche lokalen Medien beispielsweise ans Licht der Öffentlichkeit, dass Córdoba unter akutem Geldmangel leide. So will er an der Börse 140.000 Euro verloren haben, das gab er zumindest in seiner Steuererklärung an. Laut Medienberichten soll Córdoba einen monatlichen Aufschlag in Höhe von 3.000 bis 4.000 Euro gefordert haben. Das Jahressalär Córdobas beläuft sich auf schätzungsweise 80.000 Euro. Für seine Dienste als Inselratspräsident wird er mit 54.000 Euro belohnt, als Landtagsabgeordneter streiche er weitere bis zu 33.000 Euro ein.
Trotz des heftigen politischen und medialen Gegenwinds denkt der Inselratspräsident offenbar nicht daran, seinen Hut zu nehmen. Wiederholten Rufen, sein Amt niederzulegen und einigermaßen in Würde von der Politik Abschied zu nehmen, erteilt Córdoba bislang eine Absage. So blieb den Führungsspitzen von Volkspartei und Compromís amb Formentera nichts anderes übrig, als dem in Ungnade gefallenen Präsidenten ein Ultimatum zu stellen: Sollte er nicht bis Montag freiwillig abgetreten sein, müsse ein Misstrauensvotum im Inselrat ins Auge gefasst werden.