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Kuss-Attacke auf Mallorca: Vertrauter von Vize-Regierungschef schiebt Schuld hohem Alkoholkonsum zu

Fast hätte der Skandal dem stellvertretendem Landeschef Antoni Costa im November den Posten gekostet: Sein Kumpel Juan Antonio Serra Ferrer hatte im Rahmen eines Restaurantbesuchs jegliche Hemmungen verloren – mit schwerwiegenden Folgen.

Konnte sich nach einem durchzechten Restaurantbesuch offenbar gegenüber Frauen nicht zurückhalten: Der Unternehmer und ehemalige Ibetec-Geschäftsführer Juan Antonio Serra Ferrer. | R.S.

| | Palma, Mallorca | |

Noch vor Prozessauftakt hat der der sexuellen Belästigung und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte beschuldigte Unternehmer und Dozent Juan Antonio Serra Ferrer öffentlich seine Unschuld beteuert. Über seinen Anwalt ließ er den örtlichen Medien, darunter der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", eine schriftliche Erklärung mit seiner Version der Vorkommnisse zukommen. In dem Schreiben weist er die Vorwürfe jener Nacht im Mai 2022, über die Mallorca Monate später wochenlang reden wird, entschieden zurück.

In dem Schriftstück des Anwalts heißt es der Zeitung zufolge, dass Serra Ferrer sich der betroffenen Frau "weder mit wollüstigen Absichten" genähert habe, noch sich Vollstreckungsbeamten gegenüber "tätlich widersetzt" habe. Eine Erklärung für das unangemessene Verhalten seines Mandanten beinhaltet das Schreiben ebenfalls: Der Unternehmer und damalige Dozent der Balearen-Universität UIB, zu dessen engeren Bekanntschaften unter anderem der balearische Vize-Regierungschef Antoni Costa (Volkspartei PP) gehört, haben in besagter Nacht unter Einfluss von Alkohol gestanden. Damit sei dessen "geistige Zurechnungsfähigkeit stark beeinträchtigt" gewesen.

Was war in jener Nacht im Restaurant Los Rafaeles in Palma genau geschehen? Laut Polizeibericht, auf den sich "Ultima Hora" in ihrer Berichterstattung zu dem Fall stützt, ereignete sich der Vorfall am 28. Mai 2022 kurz nach Mitternacht. Demnach war Serra Ferrer bereits Minuten vor dem bekanntgewordenen Zwischenfall unangenehm aufgefallen. So soll er sich einer jungen Frau, die mit einer Gruppe von Familienangehörigen und Freunden an einem benachbarten Tisch saß, von hinten mit anzüglichen Hüftbewegungen genähert haben. Das rasche und diskrete Eingreifen des Vaters der jungen Frau, so geht aus dem behördlichen Protokoll hervor, habe eine mögliche Eskalation der Situation verhindert.

Die nächste Entgleisung sollte dem politiknahen Unternehmer dann ungleich teurer zu stehen kommen. Offenbar willkürlich wählte Serra Ferrer eine Frau aus der Gruppe des benachbarten Tisches aus und zog diese mit einem plötzlichen Ruck an sich heran. Laut "Ultima Hora" wehrte sich diese zwar gegen die überraschende Kuss-Attacke, konnte aber letztlich nicht verhindern, dass der Angreifer sein Ziel erreichte. Mehrere Anwesende, die dem Zwischenfall aus nächster Nähe beiwohnten, alarmierten Augenblicke später die Nationalpolizei.

In der Zwischenzeit soll Serra Ferrer es der Zeitung zufolge eilig gehabt haben, möglichst schnell den Ort des Geschehens zu verlassen. Ein Streifenwagen der Nationalpolizei, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe befand, spürte den Unternehmer unweit des Restaurants auf. Als die Beamten den Flüchtenden aufforderten, stehenzubleiben, soll sich dieser auf die Polizisten gestürzt haben. Im Rahmen eines Handgemenges, so geht weiter aus dem Polizeiprotokoll hervor, habe Serra Ferrer einem Beamten mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Wie der Skandal für Serra Ferrer auch ausgehen mag, seine berufliche Karriere hat längst darunter gelitten. Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen im zurückliegenden November blieb seinem Kumpel und stellvertretenden Landeschef Costa keine andere Wahl, als ihn des Postens des Ibetec-Geschäftsführers zu entheben. Diesen hatte der Unternehmer wenige Wochen nach Triumph der Konservativen bei den Regional- und Kommunalwahlen im Mai angetreten. Kurz darauf suspendierte ihn zudem ein weiterer Arbeitgeber, die Balearen-Universität.

Um ein Haar wäre auch die Karriere Costas beendet gewesen. Die Opposition im Landtag warf dem Konservativen vor, Serra Ferrer den Geschäftsführer-Posten zugeschustert zu haben, wohlwissend, dass schwere Vorwürfe gegen seinen Bekannten erhoben worden waren. Den mehrmaligen Aufforderungen der Opposition, seinen Hut zu nehmen und zurückzutreten, erteilte dieser jedoch regelmäßig eine Absage.

Auch wenn der Gerichtsprozess zu dem Fall noch nicht begonnen hat, in die Medien sickerte bereits durch, dass der zuständige Staatsanwalt für Serra Ferrer eine Haftstrafe von drei Jahren fordern wird. Als Nebenkläger brachte sich am Mittwoch ferner die Polizeigewerkschaft SUP (Sindicato Unificado de Policía) in Stellung. In einer schriftlichen Stellungnahme, die "Ultima Hora" vorliegt, kritisierte diese das Verhalten des Unternehmers energisch. Zwar gelte zu diesem Zeitpunkt auch für Serra Ferrer die Unschuldsvermutung, "die Verletzungen, die einer der Beamten in Ausübung seines Dienstes erlitt", sprächen jedoch eine eindeutige Sprache.

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