Nichts als Meeresrauschen ist zu hören, ein paar wilde Hühner gackern auf der Straße, sonst herrscht absolute Ruhe in Cala d’Or. Die überwiegend freistehenden Häuser sehen wie ihre Pendants auf Ibiza aus – weiß getüncht, in flachen, kubischen Formen. In dieser stillen Gegend, genau auf einer kleinen Landzunge zwischen der Cala Petita und der Cala Gran, wohnt Heinrich Stenzel mit seiner Frau. Der 70-jährige Rentner pendelt mehrmals im Jahr zwischen seinen Wohnorten in Florida, Mallorca und Deutschland hin und her.
Vor fast 50 Jahren zog er mit seiner Frau nach Cala d’Or. „Wir haben hier lange wie im Paradies gelebt! Aber diese Zeiten sind nun vorbei, denn statt angenehmer Meeresbrise liegt jetzt immer öfter der Gestank von Müll in der Luft”, seufzt Stenzel, während er im Vorgarten in Erinnerungen schwelgend in seiner Kaffeetasse rührt. „Anfangs standen hier lediglich vier Müllcontainer in der Straße, mittlerweile sind es zehn und alle Restaurants im Umkreis laden ihre Essensreste hier ab”, so Stenzel, der sich mittlerweile wie auf einer Mülldeponie fühlt, denn sein Haus liegt nur wenige Meter vom Ort des Unrats entfernt. So viele Abfallcontainer habe er bisher nur in Gewerbegebieten stehen sehen, nie in Wohngebieten.
„Ich vermute, dass sich um dieses Viertel nicht so sehr gekümmert wird, weil die Gegend so verlassen ist. Vor allem im Winter, denn die meisten Hauseigentümer kommen, wenn überhaupt, dann im Sommer zum Urlaub hierher. Vielleicht beschweren sich deshalb zu wenige”, überlegt er laut. Auch Bürgersteige und Straßen seien in einem schlechten Zustand. „Keiner kümmert sich”, so der ursprünglich aus Bamberg stammende Rentner.
Die reine Anzahl der Abfallbehältnisse sei aber nicht das Problem, vielmehr das Verhalten einiger Leute, die ihren Müll grundsätzlich nicht in, sondern neben den Containern entsorgten. „Vergangene Woche lagen alte Möbel, Pappe und Matratzen vor den Behältnissen. Nach dem Regen der letzten Tage war das kein angenehmer Anblick und für das Entsorgungsunternehmen sicherlich kein Vergnügen, dies wegzuräumen”, so Stenzel.
„Bisher unentdeckt bringen in der Nachbarschaft gelegene Restaurants ihre Essensreste in Tüten vorbei und kippen den Inhalt aus der Tüte heraus auf den Boden. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie das im Sommer stinkt! Das übertrifft modrige Matratzen um ein Vielfaches!”, schimpft er, denn in den warmen Monaten sei es ihm praktisch unmöglich, seine Zeit draußen auf der Terrasse zu genießen. Von dem Problem mit dem Ungeziefer ganz abgesehen. Denn Kakerlaken und Ratten lebten hier nun im Gegensatz zu ihm im Paradies. Um die Situation etwas einzudämmen, nehme er sich mindestens einmal die Woche eine große Mülltüte zur Hand und sammele Unrat vom Straßenrand und vor den Con-tainern auf. „Aber die Nudeln hier kann jemand anderes wegräumen.
Das ist mir zu eklig!”, sagt Stenzel verärgert und zeigt auf einen Haufen gekochter Pasta. So beschränke er sich auf das Auseinanderreißen von Kartons, oder rufe die Sondermüllstelle an, die dann Möbel und Matratzen aufsammele. Allerdings läge der Unrat an einer Stelle so ungünstig, dass vermutlich selbst ein Entsorgungsunternehmen Probleme habe, die Gegenstände zu bergen. „Am Ende der Straße ist ein kleiner Abhang, der einen schönen Blick auf das Meer und die Bucht bietet. An Silvester haben hier Jugendliche gefeiert. Sie brachten Decken, Matratzen und Getränke mit. Die Dosen und Flaschen konnte ich entfernen, aber der Rest wurde einfach über das Geländer geworfen und liegt nun schlecht erreichbar im Abhang”, sagt er bedrückt.
„Ich verstehe diese Leute einfach nicht. Jeder benimmt sich hier daneben, nicht nur die Touristen. Auch Einheimische werfen ihren Müll ungeachtet in die Ecke” Heinrich Stenzel betont, dass er des Öfteren das Rathaus in Santanyí kontaktiert und auf die Situation angesprochen habe. „Reagiert hat aber keiner. Nicht einmal eine Antwort habe ich erhalten.”, sagt er enttäuscht.
Auf eine Anfrage beim Rathaus seitens MM hieß es lediglich, dass die Informationen an die entsprechenden Stellen weitergegeben und sich schnellstmöglich darum gekümmert würde. Das Problem an sich sei bisher nicht bekannt gewesen.