Im Rahmen des Großeinsatzes gegen den organisierten Drogenhandel, an dem in der zurückliegenden Woche etwa 200 Beamte der Guardia Civil teilgenommen hatten, ist auch die bürgerliche Fassade des mutmaßlichen Clanchefs Pablo Campos Maya, alias El Pablo, gefallen. Bei der Erstürmung seines Wohnsitzes in Palmas berüchtigtem Stadtviertel La Soledat, so die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", stießen die Fahnder in der Carrer del Teix auf ein "fast obszön luxuriöses Reich" inmitten bestenfalls kleinbürgerlich anmutender Einfamilienhäuser. Den mutmaßlichen Drogenboss erwartet nach der Operation Jaque Mate (MM berichtete mehrmals) somit nicht nur Ärger von den spanischen Strafverfolgungsbehörden, sondern auch mit dem städtischen Bauamt.
Der Zeitung zufolge sitzen die Inspektoren der Stadt längst in den Startlöchern. Sobald der für die Polizeiaktion verantwortliche Richter das Zutrittsverbot für das Anwesen in der Carrer del Teix aufhebe, würden dort Mitarbeiter des Bauamtes vorstellig werden. Auf diese kommt nach Schilderung von "Ultima Hora" viel Arbeit zu. Hinter der Fassade der schmucklosen Straße ließ El Pablo in den vergangenen Jahrzehnten "mindestens acht Häuser zu einem schätzungsweise 1.000 Quadratmeter großen Palast" zusammenlegen. Von der Außenwelt unbeachtet und ohne sich um entsprechende Genehmigungen und Auflagen zu kümmern, habe Campos ein privates Reich im “orientalischen Stil" und einen riesigen Pool errichtet.
Einen ersten Eindruck konnten sich die Mitarbeiter des städtischen Bauamtes nach Angaben der Zeitung bereits aufgrund von Drohenaufnahmen machen. Nicht zu sehen ist auf diesen Videos ein mehr als 30 Meter langer Tunnel, den der Patriarch der Gitanos-Familie unter dem urbanen Anwesen anlegen ließ. Dieser, so die mutmaßt die Zeitung, sollte El Pablo vor den Fängen seiner Verfolger schützen. Geholfen haben all die Anstrengungen dann doch nicht, im Zuge des Großeinsatzes Jaque Mate hatten die Ermittler den mutmaßlichen Drogenboss am Donnerstag vergangener Woche in seinem Stadtpalast festgenommen. Ihm und 38 weiteren festgenommenen Personen werfen die spanischen Behörden Drogenhandel, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor.