Ostern ist da, doch von der mallorquinischen Hasenfront gibt es nichts durchgreifend Aufheiterndes zu berichten: Trotz eines bereits im Jahr 2016 ins Leben gerufenen Wiederansiedlungsprogramms wollten sich die ulkig daherkommenden Mümmelmänner auch im vergangenen Jahr laut dem Jagddienst des Inselrates (servicio de caza) einfach nicht zu dessen Zufriedenheit vermehren. Während der am 28. Januar abgelaufenen Jagdsaison hätten 89 Prozent der Aktiven berichtet, Hasen nur in geringer bis sehr geringer Zahl gesichtet zu haben, wiewohl in jenem Zeitraum die traditionelle Hatz mit mallorquinischen „Galgo”-Hunden und Falken erlaubt gewesen sei. Wegen Krankheiten wie der tückischen Myxomatose und dem viralen hämorraghischen Fieber konnte sich der Bestand den Angaben zufolge nur in einigen Gebieten der Insel etwas erholen – zu wenig, um den Jägern offiziell zu erlauben, in der kommenden Saison lustvoll mit der Schrotflinte draufzuhalten. Diese Jagdmethode war auch in den vergangenen drei Jahren strengstens untersagt gewesen.
Die Sorge um die von der Myxomatose en masse hingerafften Inselhasen war Mitte des Jahres 2020 immer virulenter geworden. Man fürchtete damals sogar ein bevorstehendes Aussterben der gesamten Art auf dem Eiland, da sich die Dichte der Exemplare pro Quadratkilometer seit dem Jahr 2018 fast halbiert hatte. 2021 kam dann nicht ganz unerwartet das Aus für die Jagd mit der Schrotflinte auf die possierlichen Langohren. Das führte zwar zu einer Erholung des Bestandes im Jahr 2022, aber nur zu einer fast unmerklichen.
Rammler sind bekanntlich nicht gleich Rammler: Die kurz-ohrigen Kaninchen vermehren sich auf der Insel dem Jagddienst des Inselrats zufolge derzeit örtlich in rasantem Tempo. Die Tierchen sind fortpflanzungstechnisch offenbar derart umtriebig, dass der Behörde jetzt nichts anderes übrig blieb, als das seit Ende Januar geltende Jagdverbot überall auf der Insel mit Ausnahme der Gemeinden Santa Margalida, Llubí, Maria de la Salut und Muro aufzuheben. Den Jägern wurde aber eindringlich ins Gewissen geredet, die Kreaturen unter Zuhilfenahme unter anderem von Frettchen möglichst lebend zu fangen. Ziel ist, die Kaninchen dann in Inselregionen auszusetzen, in denen sie seltener geworden sind.
Grund für die Aufhebung des Jagdverbots für die Kurz- ohren ist die Tatsache, dass sich die gefräßigen Vegetarier in jüngster Zeit mit offenbar besonders ausgeprägtem Heißhunger über die mallorcaweit nicht besonders üppig vorhandenen angebauten Pflanzen fast aller Art wie etwa Kartoffeln oder Radieschen hermachten. Dadurch sahen sich die Bauern Medienberichten zufolge arg geschädigt, was sie fast auf die Barrikaden trieb und sie beim Inselrat aufgeregt vorstellig werden ließ. Angesichts der großen Nervosität der Landwirte machte die Behörde denn auch ohne viel Federlesens Nägel mit Köpfen.
Während die Bestandslage bei Hasen also als zwar angespannt, aber wohl nicht existenzbedrohend zu bezeichnen ist, sieht es bei den Kaninchen freundlich aus. Gleichwohl: Sollte dem neugierigen Wanderer oder Flaneur vor dem Fest ein Exemplar der einen oder anderen Art über den Weg huschen, kann er sich glücklich schätzen und sein Oster-Frühstücksei mit besonderer Hingabe vertilgen.