Wer gegen ein Uhr nachts zum Freitag auf dem Flughafen Son Sant Joan auf Mallorca landete und glaubte, bis zum Morgengrauen noch ein wenig Schlaf zu finden, der machte die Rechnung ohne die Passkontrolle. Wie zahlreiche aus London eintreffende Passagiere gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aussagten, stauten sich vor den zwei geöffneten Schaltern Hunderte von Urlaubern. Den verärgerten Fluggästen zufolge führte die nahezu zeitgleiche Ankunft mehrerer Flugzeuge zu einer "riesigen Schlange mit zwei Stunden Wartezeit".
Nach Darstellung von mallorquinischen Passagieren, die aus London auf ihrer Heimatinsel eintrafen, machten die zwei geöffneten Kontrollpunkte keinen Unterschied zwischen Spaniern und EU-Bürgern sowie Urlaubsgästen aus dem Brexit-Königreich. "Etwa jeder fünfte Fluggast stammte aus Spanien", so ein namentlich nicht genannter Passagier gegenüber der Zeitung, "und die mussten genauso in der Warteschlange ausharren wie die Briten". Dabei handele es sich nicht nur um ein persönliches Ärgernis, auch das Image Mallorcas als Urlaubsziel würde durch die langen nächtlichen Wartezeiten bei der Einreise Schaden nehmen.
Die Flughafenverwaltung AENA wollte im Laufe des Freitags von derart langen Verzögerungen bei der Passkontrolle nichts wissen. "Die maximale Wartezeit betrug weniger als 15 Minuten", so ein Sprecher gegenüber der Zeitung. Eine Behauptung, die angesichts im Netz zirkulierender Videos von den endlosen Warteschlangen zumindest gewagt scheint. Immerhin gab AENA zu, dass es im Rahmen mehrerer Ankünfte zu einem "ungewöhnlich hohen Passagieraufkommen" gekommen sei. Für die Passkontrollen sei jedoch die Nationalpolizei verantwortlich.
Die wiederum begründete die volle Ankunftshalle mit "außerplanmäßigen Flügen", auf die man bei der Personalplanung nicht eingestellt gewesen sei. Dies hätte zur Folge gehabt, dass in der Nacht zum Freitag nicht ausreichend Beamte für die Passkontrolle zur Verfügung gestanden hätten, sagte ein Sprecher der Nationalpolizei. Die Wartezeiten für die Passagiere habe "maximal eine Stunde" betragen. Damit lag die Einschätzung der Nationalpolizei zumindest näher an der Realität als die der Flughafenverwaltung.