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Kuriose Geschichte

Überraschungsfund: Was Mallorca mit der Atombombe zu tun hat

Beim Aufräumen eines geerbten Familienanwesens fiel einer Mallorquinerin eine Urkunde des US-Kriegsministeriums in die Hände: für die Beteiligung am Bau der Atombombe

Patricia Veiret mit der Urkunde des US-Kriegsministeriums an ihre Großtante Eleonor Sureda Sackett. | Pere Bota

| Palma, Mallorca |

Von wegen Rom, alle Wege führen nach Mallorca! Sogar die der Atombombe. Patricia Veiret jedenfalls staunte nicht schlecht, als sie im August von ihrer Tante zweiten Grades, Pilar Sureda Sackett, das Anwesen Ca's Potecari in Palmas Stadtteil Genova, erbte und beim Aufräumen mit ihrem Mann Mateo eine Urkunde des US-Kriegsministeriums fand: In dem Dokument wird ihrer Großtante Eleanor Sackett für ihre Beteiligung an der Herstellung der Atombombe gedankt.

Eleanor Sackett war die Tochter eines reichen New Yorker Bankiers, die mit ihrem Mann, einem Cousin und einem Freund nach Mallorca reiste. Dort lernte die Familie Sureda kennen und verliebte sich in Jacobo, einen der Söhne der bekannten Malerin Pilar Montaner, der selbst Maler und Dichter war. Sie ließ sich von ihrem Mann scheiden und heiratete Jacobo im Jahr 1929 in Paris.

Später kamen sie nach Mallorca und lebten in einem kleinen, heruntergekommenen Haus in Establiments. Als Eleanors Eltern zu Besuch kamen und den Zustand des Hauses sahen, waren sie schockiert von der Bleibe ihrer Tochter. Sie kauften ihr und Jacobo das Anwesen Ca's Potecari in Génova.
Jacobo litt unter Tuberkulose und fuhr regelmäßig in ein Sanatorium nach Deutschland. In Düsseldorf fand der Aufnahme in der Galerie von Johanna Ey. Dort entstand das Junge Rheinland, eine 1929 gegründete Vereinigung von Intellektuellen, der unter anderem Persönlichkeiten wie Otto Dix, Max Ernst und Werner Heuser angehörten. Mit nur 34 Jahren starb er im Jahr 1935.
Nach seinem Tod kehrte Eleanor mit ihrer gemeinsamen Tochter, Pilar Sureda Sackett, zurück in die USA. Ab 1947 pendelten Mutter und Tochter zwischen Ca's Potecari und in einem Haus, das sie in Connecticut besaßen.
Was das alles mit der Atombombe zu tun hat? Die Weltwirtschaftskrise von 1929 und der Tod ihres Vaters zwangen Eleanor dazu, arbeiten zu gehen. Sie landete als Sekretärin bei der Bakelite Corporation des in Belgien geborenen Chemikers Leo Hendrik Baekeland, der als Erfinder des Kunststoffs bekannt ist. Doch offenbar arbeitete das Unternehmern noch nicht nur an Plastik. Zu ihrer Überraschung erhielt Eleanor, als sie eines schönen Tages mit der Post die Urkunde des US-Kriegsministeriums, in dem ihr für ihre Rolle bei der Entwicklung der Atombombe gedankt wurde: „Dies ist eine Bescheinigung, dass Eleanor Sackett Sureda an Arbeiten teilgenommen hat, die für die Herstellung der Atombombe wesentlich waren, und damit zum erfolgreichen Ende des Zweiten Weltkriegs beigetragen hat. Diese Urkunde ist eine Auszeichnung für effektive Dienste", steht auf dem Blatt Papier, das auf den 6. August 1945 datiert ist – das Datum des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima – und von US-Kriegsminister Henry L. Stimson unterzeichnet wurde.
Eleanor erhielt diese Anerkennung vermutlich, weil das Unternehmen, für das sie arbeitete, an der Herstellung der Bombe beteiligt war. Allerdings wusste sie nichts davon, bis sie die Urkunde erhielt. Stolz darauf war sie wohl nicht, denn ihre Tochter Pilar entdeckte das Dokument, als sie nach dem Tod der Mutter 1975 das Haus in Connecticut verkaufte, in dem die Urkunde zwischen Papieren versteckt war.
Auch Pilar behielt die Anekdote für sich: „Als ich sie eines Tages darauf ansprach, wurde sie sehr wütend. Sie war überhaupt nicht stolz darauf”, sagte Nichte Patricia gegenüber der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”. Sie und ihr Mann haben die Urkunde nun in einem der Flure von Ca's Potecari an die Wand gehängt.

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