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Das Wunder von Mallorca: Alles, was Sie über die Drach-Höhle wissen müssen

Die Drach-Höhle gilt neben Palmas Kathedrale und dem Sóllerzug als dritte der ganz großen Attraktionen der Insel. MM schaute nach, wie dieser Betrieb funktioniert und ergötzte sich an klassischen Klängen

Die Drach-Höhle befindet sich in Porto Cristo. | Ultima Hora

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Wenn die Geigen- und Celloklänge von Jacques Offenbachs berühmtem „Barkarolen”-Lied aus der phantastischen Oper „Hoffmanns Erzählungen” sanft durch die feuchte Höhlenluft wabern, fühlt man sich ob des getragen-majestätischen Halls fast wie in einem Konzertsaal. Die unendlich vielen Stalaktiten und Stalakmiten der Drach-Höhle bei Porto Cristo scheinen sich zu bewegen, wenn die wohltemperiert daherkommende klassische Musik sie sachte zu umhüllen beginnt.

Die zwischen 5,3 und 11 Millionen Jahre alten Gebilde bilden im Verbund mit dem Martel-See und drei beleuchteten, zeitweise fahrenden weißen Ruderbooten seit bald schon 100 Jahren die Kulisse für ein musikalisches Schauspiel, das Tag für Tag Tausende Besucher in seinen Bann schlägt.

Mehrere kurze klassische Stücke werden während der Hochsaison achtmal am Tag dargeboten, um den Gästen die vollkommene Schönheit der beeindruckenden Calciumkarbonat-Höhle im Osten der Insel nahezubringen. Die Melodien wechseln immer mal wieder, doch Offenbachs launig-eingängiges „Barkarolen”-Lied wird immer und immer wieder gespielt. Beim MM-Besuch erschallt zudem ohne Tenorstimme die von Luciano Pavarotti zu einem bedeutungsschwangeren Hochamt geadelte Puccini-Arie „Nessun Dorma”. „Die empfindlichen Instrumente – ein Cello, zwei Geigen und eine kleine Orgel – werden in einem hermetisch abgeschlossenen Schrank hier unten aufbewahrt, damit sie nicht von der feuchten Luft beschädigt werden”, plaudert Reiseleiterin Alejandra aus dem Nähkästchen.

Die im Jahr 1896 von dem französischen Archäologen Édouard Martel entdeckte Drach-Höhle – bekanntlich die dritte ganz große Attraktion neben der Kathedrale von Palma und dem historischen Sóller-Zug auf Mallorca – muss als eine Art gelungenes Gesamtkunstwerk begriffen werden, als eine Vermählung von überwältigender Natur und Kultur zu einem großen Ganzen hochromantischer Art. Es wird wohl genau diese nachgerade vollkommen geartete Mélange sein, die die Touristen Tag für Tag in großen Scharen in die Gegend in Steinwurfweite vor dem Meer zieht und der Eigentümerfamilie Servera sichere Einnahmen beschert.

Die auf Meeresebene und bis zu 25 Meter unter der Erdoberfläche befindliche, durchaus poröse Drach-Höhle ist seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts im Privatbesitz. Seit der ersten Hälfte der 1930er-Jahre wird sie von naturinteressierten Reisenden aufgesucht, 1935 wurde sie von dem katalanischen Ingenieur Carles Buigas innerhalb von 15 Monaten elektrifiziert, sodass die aus der Erde wachsenden oder von der Decke herabhängenden Steinformationen aus Calcit und Aragonit besonders klar erkennbar sind.

Zug um Zug bauten die Serveras das dunkel-faszinierende Areal mit dem lieblichen, vier bis zwölf Meter tiefen, 170 Meter langen, 30 Meter breiten und halb salzigen sowie halb süßen größten unterirdischen See in Europa zu einer maschinengleich funktionierenden Touristenattraktion aus. Es befinden sich dort unter anderem ein Restaurant, ein Souvenirgeschäft, ein großer Parkplatz und Picknickzonen, mit dem elektronischen Eintrittskarten-Management werden Mitarbeiter entlastet.

Man wirbt im Insel-Flughafen mit einem Stand neben den Kofferbändern, selbstredend im Internet und in Hotels nach Kräften für das große zu erwartende Erweckungserlebnis unter Tage – und das mit durchschlagendem internationalen Erfolg: „Hier dominiert keine Nationalität”, so Reiseleiterin Alejandra. „Die Deutschen sind jedoch besonders treu und uns ans Herz gewachsen.”

Etwa 100 Mitarbeiter sind in den Sommertagen nunmehr mit den besonders vielen Urlaubern in dem Komplex zugange, rund 60 sind es in den kühlen Monaten. Unterirdisch kümmern sich pro Tag zwei Gruppen von je 17 Beschäftigten in zwei Schichten um die Besucherbetreuung, das Lichtmanagement und die Beschallung. „Niemand bleibt zu lange ohne Tageslicht unten”, so Alejandra.

In nicht allzu ferner Zeit soll die Mitarbeiter-Zahl des Höhlenbetriebs noch steigen. „Wir planen auf dem Gelände vor dem Eingang die Errichtung eines neuen Interpretationszentrums unter anderem mit historischen Fotos und Gegenständen”, sagt Reiseleiterin Alejandra. Dann dürfte die Erweckung noch vollkommener werden.

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