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Markt und mehr: Was es in Sineu alles zu erleben gibt

Der hübsche Ort im Herzen der Insel ist die Zugfahrt wert. Wer sich für einen Besuch entscheidet, hat die Wahl zwischen Ruhe und Trubel

Blick auf den neuen Marktplatz in Sineu an einem Mittwochvormittag. | Gabriel Wolenik

| Sineu, Mallorca |

Die Figur des Heiligen Markus, ein geflügelter Löwe, thront erhobenen Hauptes auf der Treppe zur Kirche von Sineu auf Mallorca. Das Maul weit aufgerissen hält er auf dem hohen Sockel mit einer Pranke einen Schild. Die Statue wurde 1945 aufgestellt – genau 300 Jahre, nachdem die Reichsherren von Sineu den neuen Schutzpatron ihres Ortes ausgewählt hatten. Weil Sineu eine Tradition in der Landwirtschaft und Viehzucht hat, entschied sich das Gremium für den Heiligen Markus, der als ideeller Beschützer der Feldarbeiter galt. Am Donnerstagvormittag des MM-Besuches in Sineu in Begleitung der Fremdenführerin Maria Sureda sonnt sich das metallene Fabelwesen alleine in der Juliwärme. Rund 24 Stunden vorher wuselten noch zig Besucher um den steinernen Sockel neben dem Kirchturm.

Die Markus-Figur versinnbildlicht anschaulich den Charakter eines hübschen Ortes im Pla von Mallorca, der Ebene im Zentrum der Insel: Sineu, das im Mittelalter zu einem der wichtigsten Weizen-Produzenten Mallorcas wurde, füllt sich an Markttagen, sprich mittwochs, mit vielen Touristen und Händlern. An allen anderen Tagen geht es hier vergleichsweise gemächlich zu.

Ein Besuch in einer der größten Gemeinden des Pla beginnt am Bahnhof. Sineu ist von Palma aus bequem in rund 50 Minuten mit dem Zug zu erreichen. Der neue Marktplatz ist nur eine Straße vom Ankunftsgebäude entfernt. Hier schlägt das Herz des Marktes, der in der Gemeinde seit mehr als 700 Jahren zelebriert wird: Schon zu Zeiten der islamischen Herrschaft Mallorcas trafen sich Menschen hier zu einem Austausch, den die Araber „Suq al-arba’a” nannten. Dieser Markt mit zahlreichen muslimischen Anbietern machte Sineu zu einem aufstrebenden Ort. 1306 schließlich genehmigte König Jaume II. das gewerbliche Treffen offiziell.

Heutzutage erwartet Besucher auf dem Markt ein großes Angebot von Bekleidung über Lebensmittel, Keramik, Holzhandwerk und Tieren, bis hin zu Schmuck und Kosmetik. Am Tag des MM-Marktbesuchs war die Fortbewegung zwischen den aufgebauten Ständen gut möglich. Die deutschen Urlauber Even und Conny aus Dresden beschrieben das Besucheraufkommen als "angenehm". Den Markt in Sineu halten die beiden für "romantisch". Des Weiteren erfreuen sich Sohn und Mutter an der Kirche, in der sie bei ihren Aufenthalten eine Kerze anzünden würden.

Die angesprochene Església de Santa Maria ist neben dem ehemaligen Königspalast und dem ehemaligen Minoriterkloster und heutigem Rathaus die wichtigste Sehenswürdigkeit Sineus. "Das gotische Gebäude wurde bereits 1248 dokumentiert", erklärt die kundige Maria Sureda, "und gilt damit als eine der ältesten Kirchen Mallorcas." Sureda teilt eine witzige Legende: "Am 31. Dezember steigen der Bürgermeister, der Messdiener und der Pfarrer des Ortes eine Wendeltreppe im Kirchturm herab, bis sie an den Mittelpunkt des Planeten gelangen. Dort ölen sie die Achse der Erdkugel ein, damit sich diese ein Jahr lang weiterdreht."

Schon seit 1985 ist Luis Hierro am Platz. Der Unternehmer verkauft Trockenfrüchte, Nüsse und mehr. Er sagt: "In diesem Jahr erlebe ich weniger Besucher als zuvor." Diese tummeln sich auch auf dem beliebten Kirchplatz, wo prächtige Früchte angeboten werden. Dabei gibt es ein paar Straßen weiter etwas wirklich Königliches zu sehen: Die ehemalige Residenz des mallorquinischen Monarchen Jaume II., die übrigens dessen Statue nahe dem Marktplatz im Miniaturformat in Händen hält. Am Mittwochvormittag haben die Flaneure derweil ihren eigenen Einkauf im Sinn. So thront auch die steinerne Replik des Fahrradprofis und gefeierten Sohnes der Gemeinde, Francisco Alomar, in aller Ruhe.

Am nächsten Tag weiter auf der Führung mit Maria Sureda geht es zum Rathaus von Sineu. Der schöne Innenhof mit Kreuzgang lädt zum Verweilen ein. Sureda erzählt: "Hier finden gelegentlich klassische Musik-Konzerte statt." Zu guter Letzt erfährt der MM-Reporter noch von einem kuriosen Brauch: Bei dem Fest "Lo Much de Reig" kleiden sich alle Einwohner Sineus in rosa Oberteilen und versuchen, einen nahegelegenen Hügel drei Mal mit einem Löffel voll Olivenöl im Mund zu umrunden. In der Folge lassen die Feierlustigen dieser mallorquinischen Perle ihrer Laune freien Lauf. So viel zu Gründen, Sineu einmal zu besuchen.

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