Nach dem tragischen Tod einer 19-jährigen Schottin auf Ibiza hat die schottische Ministerin Christina McKelvie die Schließung einer umstrittenen Social-Media-Gruppe gefordert. Einer Meldung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" zufolge bezeichnete McKelvie, Abgeordnete der Schottischen Nationalpartei und zuständig für Alkohol- und Drogenprävention, die sogenannte Federación Balear de Balconing als "absolut abscheulich".
Zum Hintergrund: Die schottische Urlauberin Emma Ramsay war am 20. August aus dem sechsten Stock eines Hotels in der Partyhochburg Sant Antoni auf Ibiza gestürzt. Ein ähnlicher Fall ereignete sich auf Mallorca am vergangenen Dienstag, als eine 15-jährige Britin vom Balkon ihres Hotels in Sant Llorenç de Cardassar fiel. Die Jugendlich wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Das Phänomen des Balconing, bei dem Urlauber von Balkonen in Pools oder auf andere Balkone springen, ist auf den Balearen, insbesondere unter ausländischen Touristen, ein seit Jahren wiederkehrendes Problem. Die jetzt in der Kritik stehende Social-Media-Gruppe ist dafür bekannt, solche Vorfälle nach Nationalität der Opfer zu klassifizieren und diese als "tote Athleten" zu verhöhnen.
Der 2022 gegründete Verein, der sich selbst als "darwinistisch tourismusfeindlich" bezeichnet, führt eine jährliche Statistik über Balkonstürze von Touristen auf den Balearen. In einem kontroversen Tweet feierte er jüngst im Stile eines Fußball-Livetickers die "Aufholjagd" der Briten in ihrer sogenannten BalconLeague. "Bleibt abzuwarten, wie die Deutschen darauf reagieren", hieß es darin weiter.
"Wir müssen strengere Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass weitere junge Menschen auf ähnliche Weise ihr Leben verlieren", sagte McKelvie. Die Betreiber der Gruppe wiesen in der Vergangenheit mehrmals Kritik an ihrem Umgang mit den Unfallopfern zurück. Ihre Inhalte seien eine "Satire auf die Realität des Sauftourismus".
Im Fall der 19-jährigen Ramsay ist die Guardia Civil weiter mit den Ermittlungen beschäftigt. Medienberichten zufolge wurde zunächst von übermäßigem Alkoholkonsum als Hauptursache ausgegangen, später jedoch ein Unfall ausgeschlossen. Der Fall löste einmal mehr eine Debatte über das teilweise problematische Verhalten von Exzesstouristen und die Verantwortung örtlicher Behörden bei der Prävention derartiger Vorfälle aus.