Die Regierung der Balearen hat am Mittwoch eine neue Initiative zum Schutz bedrohter Hai- und Rochenarten vorgestellt. In der ersten Sitzung des Expertenkomitees für das Projekt "Balearische Strategie für Haie und Rochen" wurde nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" das Ziel ausgegeben, die Populationen dieser Knorpelfische in den Gewässern um die Inseln anzuheben.
Für Anna Torres, Generaldirektorin für Naturschutz und Forstwirtschaft im Umweltministerium, kann die Initiative nicht hoch genug eingestuft werden. "Haie und Rochen sind wichtige Indikatoren für den Gesundheitszustand unserer Meeresökosysteme." Der Fischereidirektor Antoni Grau sagte, eine "ökosystembasierte Verwaltung" stehe im Einklang mit einer europaweiten Politik.
Nach Ansicht von Experten ist die Situation auf den Balearen alarmierend: Von 56 registrierten Haiarten gelten 34 als bedroht, 17 sogar als vom Aussterben bedroht oder regional bereits ausgestorben. Haie und Rochen stehen in der Nahrungsmittelkette an der Spitze und spielen daher eine Schlüsselrolle im marinen Ökosystem. Ihr Rückgang könne schwerwiegende ökologische Folgen haben, heißt es im Weißbuch "Libro rojo de los Pechs de les Illes Balears".
Das Expertenkomitee, bestehend aus Regierungsvertretern, Wissenschaftlern und Fischern, schlug jüngst verschiedene Maßnahmen zum Schutz des Bestands von Haien und Rochen vor. Dazu gehören Beschränkungen für die Freizeit- und Berufsfischerei, neue Mindestgrößen für bestimmte Arten und Schulungen für Fischer im schonenden Umgang mit gefangenen Exemplaren.
Zudem sollen Gebiete mit einer hoher Hai- und Rochenpopulation identifiziert und temporäre lokale Fangverbote erlassen werden. Das bereits bestehende Projekt zur Aufzucht und Freilassung von Katzenhaien soll auf weitere Arten ausgeweitet werden.
Weitere Vorschläge umfassen eine Studie zur Population des Gefleckten Glatthais vor Formentera und die Verbesserung des elektronischen Fisch-Tracking-Systems Balearic Tracking Network.
Der Landesregierung zufolge sollen bisherige Schutzmaßnahmen bereits ihre erste Wirkungen zeigen: Weil der Umfang der professionellen Fischereiflotte seit 1986 um 75 Prozent schrumpfte, hat sich die Population mehrerer Arten zum Teil deutlich erholt. Andererseits haben dem Weißbuch zufolge insbesondere die gemeldeten Rochenfänge deutlich zugenommen.
Das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Umwelt will nun in einem nächsten Schritt die Ergebnisse der Sitzung auswerten und die Umsetzung einzelner Maßnahmen in die Wege leiten.