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So schick, so chillig und gar nicht mehr so voll: So geht es am Es-Trenc-Strand und im Dorf Ses Covetes im September zu

Wenn man nach Ses Covetes kommt, will man eigentlich nur eines: an den Traumstrand von Es Trenc gehen und im türkisblauen Wasser baden. Ein kurzer Aufenthalt in dem Mini-Ort lohnt sich jedoch

Das Bar-Restaurant Noray lockt Freunde des Easy Going mit Mittelmeer-Romantik und Nachos mit Guacamole an. | Ingo Thor

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Die Mélange verwirrt, ist aber interessant: Streift man durch das am berühmten Es-Trenc-Strand gelegene Küstendorf Ses Covetes, so vernimmt man schnell, dass sehr verschiedene Welten auf kleinstem Raum zusammentreffen, und mittendrin fahren immer nur Autos herum. Da ist zum einen die Welt des Luxus und des Aufschneiderischen: In nagelneuen Edelhäusern zum Teil mit Meerblick lassen es sich wohlhabende Ausländer gutgehen, auf Balkons und Terrassen wehen blonde Haare. Immer mal wieder tauchen die beliebten SUV-Autos auf, sonnengebräunte Mittdreißiger oder Mittvierziger steigen aus, die Frauen in Markenbikinis, die Kinder wurden schick für den Strand ausstaffiert, den sie in Mittel- und Nordeuropa als das Paradies schlechthin verkaufen. Als den Ort, wo man gewesen sein muss, wenn man Wow-Selfies machen und zu Hause präsentieren will.

Die zweite, erdverbunden-chillige Welt von Ses Covetes ist auf dem Rückzug begriffen: Abhäng-Orte wie das Bar-Restaurant Noray gibt es zwar noch, doch das einen Steinwurf entfernt befindliche Kultlokal s’Embat hat verfrüht seine Pforten geschlossen. Am Samstag voriger Woche wurde das Etablissement, das sich unter Kiefern im weißen Sand befindet und von legeren ausländischen Urlaubern und auch trinkfreudigen, eher hippiehaft unangepassten Einheimischen immer wieder überrannt wurde, das vorerst letzte Mal geöffnet. „Wir waren fünf Jahre der beste Chiringuito in ganz Spanien”, beklagte Lokalchef Manuel García die Anfang August eingetrudelte Schließungsanordnung durch die zuständige Gemeinde Campos, die die immer mal wieder dort abgehaltenen Konzerte als besonders störend empfunden hatte. Ohne diese Veranstaltungen sieht García keine Zukunft für das s’Embat.

Und so hört man, wenn man durch das Dorf scharwenzelt, keine Musik mehr, sondern nur noch Vögel, wenn nicht wieder Dutzende laute Autos die schmale Straße herunterkommen, ohne eine Chance auf einen Parkplatz zu haben. „Es ist schade, dass das s’Embat dichtgemacht hat”, erinnert sich der deutsche Es-Trenc-Freund Stefan Müller aus Ibbenbüren. „Wir hingen dort früher immer nach dem Strandbesuch stundenlang ab.”

Die dritte Mini-Welt ist nur zwei Gehminuten vom Chill und vom Schick entfernt: Man wird dort mittags nur noch vom Meeresrauschen und gelegentlichen Stimmen umflort, wenn man am Ufer auf Häuser blickt, in welchen vorwiegend Mallorquiner und sonstige Spanier ihre wohlverdienten Sommertage verbringen. Hier sieht man Einheimische beim sozialen Leben in dunklen Innenräumen oder draußen, wenn die Oma die Terrasse schrubbt oder der Opa im Schaukelstuhl die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” liest. Diese weitere Mini-Welt des Traumstrand-Dorfes Ses Covetes, in welchem nur 81 Menschen ständig wohnen, erinnert an das benachbarte Sa Ràpita, wo es noch viel mehr solcher alter Ferienhäuser gibt.

Ses Covetes ist ein Kompendium aus einer gewissen mallorquinischen Trutschigkeit, Schick für wohlhabende Mitteleuropäer und dem Easy Going, das den Hippies mehrerer Generationen so eigen ist. Es ist ein Unikum zwischen dem kilometerlangen Es-Trenc-Strand, der bekanntermaßen ein Sehnsuchtsziel schlechthin ist.

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