Der tägliche Verkehrskollaps in und um Palma de Mallorca ist das Leid vieler Mallorquiner, insbesondere während der Stoßzeiten am Morgen und Nachmittag. Die Verkehrsprobleme rund um die Hauptstadt, verursacht durch den Pendlerverkehr und die Schulbeginn- und Schlusszeiten, werden nun von verschiedenen Institutionen in den Fokus genommen. Ein umfassendes Maßnahmenpaket, das Fahrbahnerweiterungen, den Bau neuer Kreisverkehre sowie das ehrgeizige Bahnprojekt nach Llucmajor umfasst, soll Abhilfe schaffen.
Die Landesministerpräsidentin Marga Prohens hob das Zugprojekt von Palma nach Llucmajor als "wichtigste Ankündigung" in ihrer Rede zur Lage der autonomen Region hervor. Die öffentliche Vorstellung dieses Projekts ist für Oktober geplant. Prohens betonte die Bedeutung der neuen Bahnstrecke als "Mobilitätsalternative" für eine der meist frequentierten Strecken auf der Insel. Geplant ist, dass der Zug nicht nur Llucmajor mit Palma verbindet, sondern auch Stadtteile Palmas, das Krankenhaus Son Llàtzer und den Flughafen anbindet. Schätzungen zufolge könnte die Bahnstrecke 7,5 Millionen Fahrgäste pro Jahr befördern.
Parallel dazu setzt der Mallorcas Inselrat unter Präsident Llorenç Galmés auf ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Verkehrsflusses. Dieses umfasst Investitionen in Höhe von 164 Millionen Euro, von denen allein 110 Millionen Euro für den Bau eines Tunnels im Rahmen der zweiten Umgehungsautobahn von Palma vorgesehen sind. Der Tunnel, dessen Bau im Jahr 2027 beginnen soll, wird die Verkehrsachse zwischen Coll d'en Rabassa und Son Ferriol entlasten.
Bereits vorher sollen jedoch kleinere Projekte zur Entspannung der Verkehrslage umgesetzt werden. Dazu gehört die Erweiterung einer Fahrspur auf der Umgehungsstraße zwischen der Inca-Autobahn und der Valldemossa-Straße sowie die Verbesserung der Zufahrt nach Son Hugo. Diese Arbeiten werden im Sommer 2025 beginnen und sind mit 13 Millionen Euro budgetiert. Weitere Maßnahmen, wie die bereits abgeschlossene Erweiterung des Camí dels Reis und die Erneuerung des Kreisverkehrs an der Zufahrt nach Génova, wurden ebenfalls ergriffen, um den Verkehrsfluss zu optimieren.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Bau neuer Kreisverkehre, darunter Son Verí Nou und Son Llàtzer, die mit insgesamt 4,6 Millionen Euro veranschlagt sind. Zusätzlich wurden bereits Zugangsverbesserungen zu mehreren Industriegebieten durchgeführt, um die Verkehrsbelastung auf den Hauptverkehrsadern zu reduzieren.
Neben den infrastrukturellen Maßnahmen bleibt die Balearen-Regierung jedoch auch in einem weiteren Punkt hartnäckig: Die Forderung nach der Auszahlung ausstehender Finanzmittel für Straßenbauprojekte von der spanischen Zentralregierung. In der Debatte über die Lage der autonomen Region betonte Prohens, dass die Balearen nicht auf die versprochenen Gelder verzichten werden, die im Rahmen des Insellage als Sonderregime festgeschrieben waren. "Wir werden unsere Forderung an die Regierung nicht aufgeben", erklärte sie. Besonders kritisch sieht die Balearen-Regierung die Ungleichbehandlung gegenüber anderen Regionen wie Katalonien, wo 6 Milliarden Euro für den Ausbau der Pendlerzüge bereitgestellt wurden. "Wenn Madrid diese Mittel für Katalonien aufbringen kann, muss es auch für das Eisenbahnnetz auf den Balearen Möglichkeiten geben."
Prohens unterstrich in ihrer Ansprache die Dringlichkeit des Problems: „Wir können nicht zulassen, dass der Verkehrsstau zu einem alltäglichen Problem für unsere Bürger wird, bei dem wir wertvolle Zeit verlieren.“ Die Präsidentin betonte die Notwendigkeit einer koordinierten Zusammenarbeit zwischen der Regierung, dem Inselrat und den Gemeindeverwaltungen.
Mallorca steht vor einer komplexen Herausforderung: Mit der höchsten Fahrzeugdichte pro Einwohner in Spanien sehen sich die Behörden gezwungen, innovative und langfristige Lösungen zu finden. Prohens wies darauf hin, dass Belastungsstudien bereits in Auftrag gegeben wurden, um fundierte Entscheidungen für die zukünftige Mobilität der Insel zu treffen. Klar ist jedoch, dass ohne mutige Maßnahmen die Verkehrsprobleme auf Mallorca auch in den kommenden Jahren ein zentraler Streitpunkt bleiben werden.