Die Regierung der Balearen hat ein weitreichendes Reformpaket zur Verbesserung der Work-Life-Balance auf den Weg gebracht. Das neue Gesetz soll Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft künftig deutlich flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen. Wie der balearische Minister für Wirtschaft und Arbeit, Alejandro Sáenz de San Pedro (Volkspartei PP), am Freitag mitteilte, könnten Beschäftigte ihre Arbeitszeit "künftig stärker an persönliche Lebensumstände" anpassen.
"Diese Maßnahmen werden das Arbeitsklima spürbar verbessern und zu einer Reduzierung von Stress und Fehlzeiten führen", äußert sich Sáenz de San Pedro optimistisch. Der Gesetz sehe vor, dass Arbeitnehmer ihre vertraglich vereinbarte Wochenarbeitszeit flexibler verteilen könnten.
Einer Meldung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" zufolge wäre es bei einer 40-Stunden-Woche demnach möglich, die Arbeitszeit ungleichmäßig über die Woche zu verteilen. Auf einen 8-Stunden-Tag, so Sáenz de San Pedro, könnte beispielsweise ein 5-Stunden-Tag folgen – immer unter der Voraussetzung, dass die vertraglich festgehaltenen Wochenarbeitszeit eingehalten werde. Zudem soll das Arbeiten aus dem Homeoffice stärker gefördert werden.
Teil des Reformpakets sei auch die Öffnung von Schulhöfen, Sportanlagen und Veranstaltungsräumen an Schulen außerhalb der Unterrichtszeiten und in den Ferien. Diese bereits in Manacor und Palma praktizierte Regelung will Sáenz de San Pedro der Zeitung zufolge auf die gesamte Region ausweiten. Die Idee dahinter: Kinder und Jugendlichen stünde damit ein sicherer Spielraum zur Verfügung, Eltern würden entlastet werden.
Darüber hinaus plant die Regierung steuerliche Entlastungen für Familien, die Betreuungskosten für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige tragen müssen. "Unser Ziel ist es, eine ausgewogenere Verteilung der häuslichen Pflichten zwischen Männern und Frauen zu erreichen und der Lohndiskriminierung entgegenzuwirken, von der hauptsächlich Frauen betroffen sind", betonte der Minister. Mit diesem Maßnahmenpaket strebe die Balearen-Regierung eine grundlegende Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben an.
Arbeiten auch bei Krankschreibung
Fast parallel zu der balearischen Initiative kündigte die spanische Zentralregierung eine grundlegende Reform der Regelungen zur Arbeitsunfähigkeit an. Sozialministerin Elma Saiz (Sozialdemokraten PSOE) sagte bei einer Veranstaltung des Nueva Economía Forum, Arbeitnehmer sollen künftig auch während einer Krankschreibung teilweise arbeiten können.
"Wir streben mehr Flexibilität an, sodass es nicht nur ein Entweder-oder zwischen Krankschreibung und Arbeitsfähigkeit gibt", erläuterte die Ministerin. Als Beispiele nannte sie Krebspatienten während ihrer Behandlung sowie Menschen mit mehreren beruflichen Tätigkeiten, bei denen eine Erkrankung möglicherweise nur eine der Tätigkeiten einschränke.
Die Reform solle in einer Arbeitsgruppe unter Einbeziehung der Sozialpartner zu Papier werden. Die Reaktionen der Gewerkschaften fielen zunächst verhalten aus.