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TOURISTIKMESSE WORLD TRAVEL MARKET

Statt klassischem Marketing: Mallorca setzt auf Sensibilisierung für nachhaltigen Tourismus

Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Proteste gegen den Massentourismus reisten die Tourismussstrategen der Landesregierung in diesem Jahr mit einem neuem Konzept nach London.

Urlaubern auf Mallorca sollen auf Nachhaltigkeit getrimmt werden. | Jaume Morey

| | Palma, Mallorca |

Der Inselrat von Mallorca (Consell de Mallorca) hat auf der Tourismusmesse World Travel Market in London seine Strategie für einen verantwortungsvolleren Tourismus vorgestellt. Im Mittelpunkt soll dabei die "Sensibilisierung der Gäste für mehr Nachhaltigkeit" stehen. Gleichzeitig, so die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", soll von klassischer Werbung zunehmend Abstand genommen werden.

Seit der WTM 2023 haben sich nach Angaben des Inselrates knapp 120.000 Interessenten einem Manifest für nachhaltigen Tourismus auf der Insel angeschlossen. Der Inselrat kooperiert dabei mit Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern wie Jet2, TUI, Condor, British Airways, Eurowings, Alltours und Easyjet. Diese informieren ihre Kunden über die Bestrebungen Mallorcas, sich zu einem Reiseziel zu entwickeln, bei dem das Zusammenleben zwischen Urlaubern und Einheimischen Priorität habe.

Unter den Unterstützern des Manifests dominieren laut Inselrat Deutsche und Briten, gefolgt von Niederländern, Finnen, Spaniern, Franzosen und Österreichern. Frauen machten 73 Prozent der Unterzeichner aus.

Hoteliers kritisieren Ökosteuer-Erhöhung

Zeitgleich haben die Hoteliers auf der Messe ihre Ablehnung gegen die von der Balearen-Regierung geplante Anhebung der Ökosteuer bekräftigt. Laut der scheidenden Verbandspräsidentin (Federación Empresarial Hotelera de Mallorca, FEHM) María Frontera teilen auch die britischen Reiseveranstalter diese Bedenken. Sie befürchteten, dass die höhere Besteuerung insbesondere Familien mit durchschnittlichem Einkommen dem Urlaub auf Mallorca einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

"Je mehr Steuern, desto weniger Geld bleibt für Ausgaben vor Ort", sagte Frontera in London. Auch die Präsidentin des Hotelkettenverbands ACH, Carolina Quetglas, lehnte die Ökosteuer-Erhöhung entschieden ab. Aus Sicht der Branche könnte die Anhebung als "doppelte Zurückweisung des Urlaubers" interpretiert werden – einmal durch die gesellschaftlichen Proteste, die im zurückliegenden Sommer medial für Aufsehen sorgten, auf der anderen Seite seitens der Politik.

Die Hoteliers kritisierten zudem, dass der Reiseagenturverbands ABTA neben Steuerbedenken auch Mängel bei Infrastruktur und Dienstleistungen, etwa bei der Mobilität auf Mallorca, moniert habe. "Es ist wichtig, dass das gesamt touristische Ökosystem in Bereitschaft ist", hieß es vonseiten des Branchenverbands. In diesem Zusammenhang erinnerten sie an die zunehmende Bereitschaft von Hoteliers, die Saisonzeiten zu entzerren und auch in der Nebensaison Gäste zu empfangen.

Unsicherheit wegen Trump-Sieg

Nicht zuletzt bereitet der Tourismusbranche der Wahlsieg von Donald Trump in den USA Sorgen. In einer ersten Einschätzung hieß es vielfach, dass die Rückkehr des Republikaners letztlich auch Auswirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft auf den Balearen, in Spanien und in den Quellmärkten mit sich bringen könnte – etwa in Form von zusätzlichen Zöllen, Exportkosten und der allgemeinen Produktion. Der FEHM-Vorsitzenden Frontera zufolge sind Länder wie Deutschland, wichtigster Quellmarkt für Mallorca, enorm abhängig von US-Exporten.

Trotzdem ließ sich die Managerin ihren Optimismus nicht gänzlich nehmen. "Der Tourismus kann in solch komplexen geopolitischen Zeiten ein großer Verbündeter sein", sagte die FEHM-Präsidentin. Entscheidend sei es, das gegenwärtige Niveau der Fluganbindungen zwischen den Balearen und den Quellmärkten zu halten. Sollte dies der Fall sein, müsse sich um die Gesundheit der Urlaubsindustrie keine Sorgen gemacht werden.

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