Die jüngste Polizei-Razzia am vergangenen Dienstag in der berüchtigten Baracken-Siedlung Son Banya auf Mallorca hat die Auflösung der traditionellen Machtstrukturen im Drogenhandel offenbart. Historische Clans, die das Geschäft über vier Jahrzehnte dominierten, sind verschwunden. Stattdessen herrscht ein anarchischer Wettbewerb unter einzelnen Akteuren.
Im Rahmen der „Operation Fibló“ hatten Einheiten der Nationalpolizei und der Guardia Civil 21 Verdächtige festgenommen und mehr als sechs Kilogramm Kokain sichergestellt. Ermittlungen ergaben, dass die Händler ihre Drogen in verschiedene Baracken am Eingang der Siedlung verkauften – getrennt von ihren Wohnbereichen. Die bekannten Clans „El Calé“ und „El Corchero“ sowie Einzelpersonen wie „El Indio“, ein ehemaliges Mitglied des „El Ove“-Clans, kontrollieren weiterhin den Import, Verkauf und die Verteilung von Drogen.
Eine zentrale Rolle spielt „La Tailla“, die Schwester von „El Ove“, die das Familiengeschäft gemeinsam mit ihrem Sohn „Overito“ leitet. Weitere Verkaufsstellen werden von „El Nano“, Enkel der berüchtigten Patriarchin „La Paca“, und der Gruppe um „El Pepino“ betrieben. Insgesamt existieren derzeit etwa zehn öffentliche Verkaufsstellen in der Siedlung, die jeweils unterschiedliche Drogen wie Kokain und Heroin anbieten.
Am Dienstag nutzten die Rauschgifthändler die Wettervorhersage für starke Regenfälle, um ihre Einnahmen zu maximieren. Sie verteilten größere Mengen an Drogen an die Verkaufsstellen, da Käufer erfahrungsgemäß ihre Vorräte vorziehen, wenn schlechtes Wetter angekündigt wird. Die Polizei beschlagnahmte bei der Aktion sechs Kilogramm Kokain und erhebliche Mengen Heroin.
Die Polizeiaktion zeigt, wie tief verwurzelt und flexibel die Drogenkriminalität in Son Banya bleibt. Trotz des Verschwindens großer Clans haben sich neue Akteure etabliert, die die Strukturen des Handels in unübersichtliche Bahnen lenken. Ermittler gehen davon aus, dass die anarchischen Zustände die Bekämpfung der Kriminalität zusätzlich erschweren.