Auf Mallorca klebt’s. Nicht nur der Sand an den Füßen oder das Salz auf der Haut, sondern neuerdings auch Sticker an allem, was sich nicht wehrt – von Verkehrsschildern über Laternenpfähle bis hin zu den Terminal-Wänden in Palmas Flughafen Son Sant Joan. Die Insel scheint sich regelrecht zum Kleber-Mekka für Fußballfans, Radclubs und gelangweilte Hobbytouristen zu entwickeln, die anscheinend der Ansicht sind, dass die beste Art Spuren ihres Aufenthaltes zu hinterlassen, das Tapezieren öffentlicher Flächen mit Aufklebern aus der Heimat ist.
In der Serra de Tramuntana etwa kann man sich mittlerweile fragen, ob es sich bei einem bunten Aufkleber-Mosaik um den Wegweiser zum nächsten Aussichtspunkt oder eine Werbefläche für eine unbekannte Biermarke handelt. Die Straßenbauämter arbeiten auf Hochtouren, um zu retten, was von den Schildern noch zu erkennen ist. „Manchmal raten wir, ob der Sticker von einem Fußballclub aus Köln, einem Radteam aus Manchester oder einfach einem besonders schlechten Grafiker stammt“, so ein Straßenreiniger gegenüber der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora.
Doch nicht nur die Bergwelt wird beklebt. Auch an der Playa de Palma prangen dumme Sprüche und Vereinslogos an allem, was irgendwie Fläche bietet – von Mülleimern bis zu Laternenpfählen. Besonders beliebt bei den Sticker-Helden: die Verkehrsschilder, die man mit genug Kreativität unerkenntlich machen kann. Ein simples „Rechts abbiegen“ wird so schnell zur Galerie des schlechten Geschmacks.
Der Flughafen Son Sant Joan setzte gegen die Kleber-Urlauber auf eine kreative Lösung. Dort wurden offiziell genehmigte „Sticker Walls“ installiert, sechs an der Zahl, strategisch in allen Terminals platziert, um den Schildern und Wänden etwas Luft zu verschaffen. „Es funktioniert überraschend gut“, sagt ein Sprecher von Aena, „nun klebt man wenigstens nicht mehr auf den Toilettenspiegeln.“ Die Initiative wird auch von den Touristen begeistert angenommen, was aber nicht bedeutet, dass man außerhalb des Flughafens nicht trotzdem weiterhin wild klebt.
Während die Behörden also gegen Sticker und den damit einhergehenden Verfall der öffentlichen Ästhetik kämpfen, bleibt die Frage, ob die Touristengruppen auch mal an den Müll denken, den sie hinterlassen.