Es ist ein ungewohntes Bild, das die berüchtigte Ferienmeile auf Mallorca, die Playa de Palma, ihren Besuchern an diesem Freitagvormittag bietet. Windböen von bis zu 80 Stundenkilometern peitschen das Meer in schäumenden Wellen an den Strand, Wind- und Kitesurfer preschen zwischen ihnen übers Wasser. Trotz Sonnenschein spazieren nur wenige Urlauber auf dem mit Palmen gesäumten Meeresboulevard, und die es tun, kämpfen mit zersausten Haaren und Sandwirbeln. Die wenigen noch geöffneten Cafés und Bars an der ersten Linie sind kaum besetzt. Das Heulen des Windes wird immer wieder durch das Knattern von Presslufthämmern unterbrochen. Auf Höhe der Strandbar (Balneario) 4 graben Arbeiter mit einem Bagger Löcher in den Bürgersteig. „Hier werden die neuen Straßenlaternen installiert“, erklärt einer der beiden. Wie diese aussehen und wann sie entlang der über fünf Kilometer langen Strandmeile zum ersten Mal leuchten werden, weiß keiner von ihnen.
Etwa zwei Kilometer entfernt, zwischen Balneario 12 und 13 wuseln etwa ein Dutzend Bauarbeiter in neon-gelben Westen am Strand entlang. Die Baustelle ist mit Zäunen komplett abgesperrt, Spazierengehen am Meer ist hier nicht mehr möglich. „Wir haben unter anderem damit begonnen die Begrenzungsmauern einzureißen“, erklärt der zuständige Bauleiter Raúl.
Diese Aktion hatte in den vergangenen Tagen zu heißen Diskussionen von deutschen Mallorca-Urlaubern und dort Arbeitenden geführt. Unter anderem hatte sich Partysänger Lorenz Büffel mit einem emotionalen Statement bei Instagram zu Wort gemeldet. "Mein erstes Kuss-Erlebnis mit Emily fand direkt am legendären 'Liebes-Mäuerchen' statt", erzählt er. "Dieser Ort war Treffpunkt für alle: der Startschuss ins Partygeschehen oder der perfekte Ort, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen", so der Ballermann-Sänger. Sein Statement sei "schon fast eine Petition", so Büffel, und er hoffe, dass sein Anliegen es ins "Parlament" auf Mallorca schaffen könnte.
Büffels Instagram-Follower erzählten unter dem Video ihre eigenen "Mauer-Geschichten", wie etwa diese Userin: "Heiratsantrag nach 9 Jahren Beziehung auf dieser Mauer!" Auch andere Follower setzen sich für den Erhalt der Playa-Mauer ein: "Ohne die Mauer ist es nicht mehr das Feeling an der Playa. Sie ist legendär, dort hat man sich getroffen, Spaß gehabt und verliebt."
Doch kommt die Mauer wirklich weg? „Natürlich nicht, sie ist ja nicht nur ein fünf Kilometer langer Sitzplatz, sondern schützt die dahinter liegenden Lokale und Geschäfte vor Sandflug“, erklärt Raúl. Er uns sein rund 16-köpfiges Team arbeiten sich etappenweise an der Playa de Palma entlang. „Wir ersetzen auch die Abwasser- und Kanalisationsrohre, danach wird eine neue Mauer gebaut. Aber nicht wie bisher aus schnödem Beton sondern mit Naturscheinverkleidung und Krone“, so Raúl. Ganz zum Schluss wird der Bürgersteig vor der Mauer neu geplastet.
Das Bauunternehmen rechnet mit der Fertigstellung aller Arbeiten bis spätesten Anfang 2027. „Wir müssen zwischen Mai und Oktober die Arbeiten wegen der Urlaubssaison unterbrechen, aus diesem Grund wird die Sanierung und Modernisierung des Boulevard entsprechend lang dauern“, erklärt Raúl. Danach werde die Playa de Palma aber „super guapo“, sehr hübsch, aussehen. Na dann, ran an die Arbeit!