Folgen Sie uns F Y T I R
Prozess um Tim V.

Mordprozess um Autobahn-Tod von Tim V. auf Mallorca: Angeklagte schuldig gesprochen

Die Staatsanwaltschaft sowie die Anwältin der Familie des Opfers forderten für jeden der Angeklagten eine Haftstrafe von 25 Jahren wegen Mordes. Die Verteidigung hingegen plädierte auf Freispruch

Bild der beiden Angeklagten an diesem Mittwoch Nachmittag im Landgericht der Balearen in Palma. | J. Morey

| | Palma, Mallorca |

Im Fall des tragischen Todes eines deutschen Touristen auf der Flughafenautobahn von Mallorca im Oktober 2022 wurde nun ein Urteil gefällt. Zwei Männer, die beschuldigt wurden, Tim V. aus einem fahrenden Lieferwagen gestoßen zu haben, wurden vom Schwurgericht des Landgerichts Palma für schuldig befunden. Diese Entscheidung fällte das Gericht am Mittwoch, nachdem die neun Geschworenen zu einer Einigung gekommen waren.

Die dramatischen Ereignisse, die zu diesem Prozess führten, begannen in der Nacht des 8. Oktober 2022 an der Playa de Palma. Laut den Ermittlungen sollen die beiden Angeklagten gegen 22.30 Uhr den 20-jährigen Tim V. auf der Straße aufgegriffen und ihn gegen seinen Willen in ihren Lieferwagen gezwungen haben. Der junge Mann, dessen Blutalkoholkonzentration zu diesem Zeitpunkt bei 2,41 Promille lag, wurde offenbar das Ziel eines Raubübergriffs.

Im weiteren Verlauf fuhren die Angeklagten mit dem betrunkenen Urlauber auf die Flughafenautobahn Ma-19, wo sie ihn aus dem fahrenden Lieferwagen auf die Fahrbahn warfen. Ein nachfolgendes Fahrzeug erfasste den am Boden liegenden Tim V., der in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen war.

Vor Gericht wiesen die Angeklagten die Vorwürfe einer vorsätzlichen Straftat zurück. Der 36-jährige Fahrer des Lieferwagens, Francisco Jesús J., erklärte, dass sie angehalten hätten, weil sie gesehen hätten, wie ein Taxi den jungen Deutschen nicht mitnehmen wollte. Sie hätten ihm daraufhin angeboten, ihn nach Palma zu fahren. „Wir hatten niemals die Absicht, ihn auszurauben, ihm Gewalt anzutun oder ihn auf die Straße zu werfen“, betonte der Angeklagte. Der 44-jährige Beifahrer, José David R.S., meinte: „Der wahre Grund, warum Tim nicht mehr unter uns ist, hat sieben Buchstaben: Alkohol.“

Ein zentraler Zeuge war der Fahrer eines Fiat 500, der in jener Nacht hinter dem Lieferwagen unterwegs war. Er berichtete, dass er gesehen habe, wie Tim V. bewusstlos und hilflos von zwei Händen aus dem Lieferwagen auf die Straße gestoßen wurde. „Er fiel wie ein Sack Kartoffeln“, erklärte der Zeuge. Zudem sei das Fahrverhalten des Lieferwagenfahrers auffällig gewesen.

Über einen Videoanruf aus Deutschland wurde auch der beste Freund des Verstorbenen zugeschaltet, der mit ihm in den Urlaub nach Mallorca gereist war. „Wir waren zu zweit in Cala Ratjada und sind für einen Tag an die Playa de Palma gefahren“, sagte er. Der Tag sei mit einem entspannten Aufenthalt am Strand und Getränken wie Bier und Wodka Lemon vergangen. Später seien sie in Diskotheken gegangen. Gegen 21 bis 21.30 Uhr habe er seinen Freund zuletzt gesehen. „Ich wollte etwas zu essen holen und er sollte draußen warten.“ Obwohl Tim V. betrunken gewesen sei, sei er noch in der Lage gewesen, sich auszudrücken. Die Polizei ermittelte später einen Blutalkoholwert von 2,4 Promille.

Die Staatsanwaltschaft sowie die Anwältin der Familie des Opfers forderten für jeden der Angeklagten eine Haftstrafe von 25 Jahren wegen Mordes. Die Verteidigung hingegen plädierte auf Freispruch. Das Strafmaß wir später verkündet.

Zum Thema
Meistgelesen