Die Tür zur Boutique in Santanyí auf Mallorca geht auf und Claudia Frech bittet die Kunden freundlich herein. Kleider hängen überall ordentlich auf den Stangen. Zudem sind Dekorationsartikel und Kleinmöbel im Raum ausgestellt und können ebenso gekauft werden. In der Mitte ist eine kleine Vinothek, im hinteren Bereich eine gemütliche Sitzecke.
Moment – eine Vinothek in einem Kleidungsgeschäft? „Mein Mann ist Weinhändler. "Wir hatten auf der Nordseeinsel Langeoog gelebt und dort eine Bodega geführt”, erklärt Frech im Interview. Dort hatten sie sogar mallorquinische Weine im Angebot. „Wir waren so oft auf Mallorca, eigentlich war klar, dass wir irgendwann die Insel wechseln”, sagt die 53-Jährige und lacht. „Als ich dann schwere Knieprobleme bekam, war Mallorca sehr verlockend.” Denn auf ganz Langeoog sind keine Autos erlaubt. Das viele Laufen und der Job in der Weinhandlung hätten die Schmerzen noch verstärkt. Und wie kam es dann zum Inselwechsel? „Wir waren gerade wieder in Urlaub und schlenderten über den Markt in Santanyí. Da war mir von einem auf den anderen Moment glasklar, dass ich mich an diesem Ort niederlassen möchte.” Gesagt, getan. Denn nur fünf Minuten später stand sie vor dem Laden ihrer Träume, der zur Vermietung ausstand. „Und hier bin ich jetzt, in eben dieser Boutique. Im Haus nebenan war sogar eine schöne Wohnung frei”, so Frech, die sichtbar glücklich mit ihrer Entscheidung ist. Der Rest der Familie ist ebenso happy. Ihr 55-jähriger Mann Bernd betreibt seinen Weinhandel weiter, ihre jüngste Tochter (17) geht in Palma zur Schule und macht bald ihr Abitur.
Aber es wurde nicht nur der Wohnort gewechselt. „In der Gastronomie hätte mein Knie nicht mehr mitgemacht. Ich bin gelernte Bankkauffrau, aber in den Bereich wollte ich nicht zurück. Das Einzige, das mich mit diesem Job noch vereint, ist die Angewohnheit, überall einen Terminplaner unter dem Arm zu tragen”, sagt sie mit einem Grinsen. So ging es schließlich von der Vinothek „Die Weinperle” auf Langeoog zur Boutique „La Perla Rosa” in Santanyí. Vor der Eröffnung machte die vierfache Mutter eine Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin. Ein Job, in dem sie aufgeht. Den meisten Menschen sei gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten es in Sachen Stil und Farben gibt. „Es geht nicht nur um die Frage ‚was steht mir’ – es geht um viel mehr. Es ist wie eine Reise zu sich selbst”, schwärmt sie. Es sei wichtig, sich über sich selbst im Klaren zu sein und sich einschätzen zu können. „Dann kann man sich auch überlegen: ‚Wie wirke ich mit meinem Auftreten und wie möchte ich wirken? Warum fühle ich mich in manchen Schnitten und Stoffen besonders wohl und in anderen gar nicht?’ Ein Stil beinhaltet nicht nur Modetendenzen. Auch die eigene Persönlichkeit kommt in unserer Kleidung zum Ausdruck”, erklärt Frech.
In der sechsmonatigen Ausbildung hat die gebürtige Schwäbin zunächst viel über sich selbst gelernt. „Mein liebstes Stilelement war zu dieser Zeit Platin. Ich habe mich entschlossen, anderen Menschen zu helfen, das Beste aus sich zu machen, wie eine kleine Hauselfe”, erklärt sie. „Wichtig dabei ist, dass wir uns so akzeptieren müssen, wie wir sind – mit allen Formen und Rundungen. Wir sind nicht alle wie schlanke Feen gewachsen. Ich bin kurvig, weiblich und liebe Extravaganz. Gleichzeitig beinhalten meine Persönlichkeit und Stil auch natürliche und klassische Elemente. Das passt zu meiner Banklehre. Ich sehe mich wie eine Platin-Elfe mit Terminplaner”, sagt Frech und lacht herzlich auf.
In La Perla Rosa hilft sie nun ihren Kunden, ihren eigenen Stil in allen kleinen Facetten zu bestimmen. Dafür werden zunächst die zum Kunden am Besten passenden Farben herausgesucht.
Hat nicht jeder irgendwann seine „Wohlfühlgarderobe” und Lieblingsfarbe und weiß mit der Zeit, was einem steht? Keinesfalls, ist Frech überzeugt. Denn mit anderen Farben kann sich das ganze Erscheinungsbild verändern. Farben können Menschen nahezu erstrahlen lassen.
Der eine wirke in schwarzer Garnitur besonders klassisch und edel. Ein anderer wirke in der dunklen Kleidung trist, leblos und blass. Durch ein rosa Oberteil kann der Teint des einen frischer erscheinen, bei einem anderen Menschen hingegen ein unruhiges Gefühl auslösen.
Hier kommt wieder die Stil-Elfe mit genauem Planer ins Spiel. Sie legt ihren Kunden verschiedene bunte Tücher um. Davon warme und kalte Farbtöne, die den vier Jahreszeiten nachempfunden sind. So wird ersichtlich, welche Farben am besten passen. Die eigene Farbpalette wird im Anschluss erstellt und soll das Shopping künftig leichter machen. „Accessoires können gezielt eingesetzt gleich für mehr Farbe und Abwechslung sorgen”, sagt Frech und zaubert neue Möglichkeiten.
Eine Farb- und Stilberatung beinhaltet mehrere Sitzungen und kostet insgesamt 499 Euro.
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