Die Gemeinden Capdepera und Artà sind für die "Dones de sa Llata" bekannt, die Frauen, die die mallorquinische Tradition des Korbflechtens in flinker Handarbeitaufrechterhalten. Bis in die 1960er Jahre war das ein wichtiger Wirtschaftszweig, mit denen sich die Frauen auf der Insel ein zusätzliches Einkommen verdienten. Ihre Produkte wurden für Arbeiten auf dem Meer oder dem Feld genutzt. Traditionell wurde die Kunst an die Nachkommen weitergegeben.
Yolanda Izquierdo de la Rosa aus Cala Ratjada ist keine dieser Frauen, die das Wissen und Können traditionell von ihrer Familie erlernt hatte. "Meine Eltern kamen vom Festland und hatten keine Ahnung wie so etwas geht. Das hat mich jedoch nicht davon abgehalten, das Handwerk anzugehen", so die 45-Jährige. Als gelernte Näherin interessierte sie sich schnell für das Handwerk und begann im Alter von 30 Jahren bei einem renommierten Lehrer eine Weiterbildung.
Von der Leidenschaft gepackt, wurde sie schnell zum Profi und eröffnete ein Geschäft. "Die von mir geflochtenen Waren verkauft meine Tochter im vorderen Teil des Ladens. Die Herstellung geschieht in meiner Werkstadt, hinter dem Verkaufsraum", sagt Izquierdo und zeigt auf einen halb geöffneten blauen Vorhang, hinter dem mit Korbwaren gefüllte Regale zu sehen sind. „Ich gebe Workshops, in denen ich Interessierten das Flechten beibringe. Einheimische, aber auch Deutsche und andere Residenten besuchen meine Kurse. Sogar Männer machen mit", fügt sie hinzu und lächelt zufrieden.
"Viele können erst nach einem Kurs nachvollziehen, warum die Korbwaren relativ teuer erscheinen", sagt die Lehrerin und seufzt. "Es kann sich sonst einfach keiner vorstellen, wie viel Stunden Arbeit hinter dem Geschäft steckt. Der Preis für einen Korb zeigt, dass sich das Geschäft kaum rentiert", sagt Izquierdo und erklärt die Arbeitsprozesse, die alle durchlaufen werden müssen, bevor es mit dem Handwerk losgeht. "Das Flechten dauert zwar auch Tage, ist aber nichts im Vergleich zur Vorbereitungszeit" so Izquierdo, die die Zweige sogar selbst von den Zwergpalmen pflückt. "Mein Mann hilft mir dabei. Ich habe auf meiner Finca viele Garbelló-Palmen. Nur diese eignen sich zur Bearbeitung", betont sie.
Wenn sie im Naturpark Llevant ernten möchte, braucht sie vorher eine Genehmigung des Inselrates. Sonst könne ja jeder kommen und die zarten Palmenherzen, die in der Mitte der kleinen Pflanze frisch und ungeöffnet sprießen, entwenden. "Diese Palmen gibt es nur im Tramuntana-Gebirge. Sie werden daher geschützt", ergänzt Izquierdo. "Im Anschluss muss ich die Blätter ein paar Tage trocknen, dann räuchere ich sie in Schwefel, bis der gewünschte Farbton erreicht ist. Anschließend schneide ich die einzelnen Blätter mit Werkzeug in die gewünschte Breite, denn die Halme müssen ja einheitlich sein", betont sie. "Bis zu diesem Vorgang vergehen mehrere Wochen, bevor es endlich mit dem Flechten losgehen kann", so Izquierdo.
"Einige Kunden sind von den Preisen überrascht, da die Körbe günstiger auf dem Markt angeboten werden", sagt die Mallorquinerin. "Klar, diese Waren sind schließlich nicht auf der Insel entstanden", beton sie. Es handele sich um Körbe, die in Afrika hergestellt wurden. Die Qualität sei gut. Die Flechtwaren werden von Händlern günstiger eingekauft, weil Löhne und Kosten dort einfach niedriger seien.
"Ich verkaufe lokal hergestellte Produkte, aus mallorquinischen Palmen. Das kostet etwas mehr, macht aber auch niemanden reich", sagt Izquierdo bestimmt. „Ich verdiene zwar wenig, komme aber über die Runden. Ich habe mein Hobby zur Arbeit gemacht und kann das Leben wirklich genießen.”