Ein weiteres historisches Kino auf Mallorca, in dem seit Jahrzehnten kein Film mehr gezeigt wurde, wird nun endgültig abgerissen. Wie die spanischsprachige MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtete, soll das Gebäude, das früher das alte Filmtheater "Cine Nou" im Stadtteil Es Coll d'en Rabassa beherbergte, dem Erdboden gleichgemacht werden. Das Baudezernat der Inselregierung erteilte am Dienstag grünes Licht für die Abrissarbeiten, die mit einem Gesamtbudget von 161.000 Euro veranschlagt sind.
Ein Hotelunternehmen aus Madrid treibt den Abriss voran
Hinter dem Abriss des historischen "Cine Nou" in Es Coll d'en Rabassa steckt offenbar ein Hotelunternehmen aus Madrid. Wie die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtet, soll die neu gewonnene Baufläche von einem Unternehmen genutzt werden, das bereits in den benachbarten Gebäuden "Coliving"-Unterkünfte anbietet. Diese Zweck-WGs, die auf der Unternehmenshomepage auf Englisch als "Coliving" bezeichnet werden, haben einen Zimmerpreis von rund 1000 Euro pro Monat.
Das ehemalige Kinogebäude, das bis 2011 als Kegelbahn genutzt wurde, stand nach seiner Schließung leer. Mit dem Abriss des "Cine Nou", gelegen in der Carrer Cardenal Rossell 64, verschwindet ein weiteres Relikt der vergangenen Kinogeschichte Mallorcas. Das Kino befand sich zwischen dem Stadtteil Es Molinar und dem Flughafen Palma und gehört zu den Zeugnissen einer anderen Ära der Baleareninsel.
Das Filmtheater eröffnete 1942 seine Pforten
Das "Cine Nou" in Es Coll d'en Rabassa, ein weiteres Stück der Kinogeschichte Mallorcas, wird nun endgültig abgerissen. Wie der spanische Historiker Pere Galiana in seinen Aufzeichnungen festhielt, wurde das Kino am 13. Dezember 1942 mit einer "Zarzuela" eröffnet, einer typisch spanischen Gattung des Musiktheaters, bei der abwechselnd gesprochene und gesungene Texte zu hören waren. Nur vier Tage nach der Eröffnung startete das Programm mit den Filmen "Tatuaje", "La culpa es de otro" und "Riachuelo". Zu dieser Zeit kamen in den Lichtspielhäusern noch mechanische Filmprojektoren zum Einsatz.
Das Kino war nicht nur für seine Filmvorführungen bekannt. Zu besonderen Anlässen, wie Weihnachten und Karneval, wurden auch Tanzveranstaltungen organisiert. 1948 fand ein außergewöhnliches Event statt, bei dem zahlreiche Aufführungen durchgeführt wurden, um Geld für die Glocken der nahegelegenen Pfarrkirche zu sammeln. Auch heute noch werden in einem Archiv des Inselrats historische Werbeplakate des "Cine Nou" aufbewahrt, die einen Einblick in die kulturelle Bedeutung des Kinos für die Region geben.
Bis 1984 war der Filmpalast in Betrieb
Nach über 40 Jahren im Betrieb schloss das Kino "Cine Nou" im März 1984 seine Pforten. Wie der Historiker Pere Galiana erklärte, war der Rückgang der Besucherzahlen und die zunehmende Beliebtheit des Fernsehens für das Ende des Kinos verantwortlich. Die Zuschauer bevorzugten immer mehr Filme zuhause, statt ins Kino zu gehen. Zum Zeitpunkt der Schließung kostete eine Eintrittskarte für eine Filmvorführung 125 Pesetas.
Mit dem Abriss des "Cine Nou" reiht sich das Kino in eine lange Liste von "toten Kinos" auf Mallorca ein. Dazu gehören unter anderem das "Kino Chaplin", der "Palacio Avenida", das "Cine Versalles", das "Lumière", das "Metropolitan Palace", das "Bellver Cinema", das "Miriam Cinema" und das "Nuevo Moderno". Diese Kinos, die einst das kulturelle Leben der Insel prägten, sind mittlerweile nur noch Erinnerungen an eine vergangene Ära des Kinoerlebnisses.